Frankfurter Rundschau
9.11.2002

Verdis Attila

Wenn es wirklich stimmt, was Gioachino Rossini über seinen Komponistenkollegen Giuseppe Verdi einmal gesagt hat, dann stimmt es hier. Verdi, lästerte Rossini, sei "ein Musiker mit einem Helm auf dem Kopf". Aber, mal ganz ehrlich, so ist er uns doch am liebsten. Wenn es bei Verdi so richtig martialisch rasselt, wenn von "Patria" und "all armi" gesungen wird, dann schließen wir die Faust fester ums Programmheft und murmeln leise: "Forza Italia!"

Seine frühe Hunnen-Oper Attila, die heute Abend am Staatstheater Darmstadt Premiere hat, ist wohl Verdis streitsüchtigste. Wenn der Hunnenkönig auf Rom zurollt, ist der Clash of Civilisations kaum mehr aufzuhalten, es fallen dabei so kernige Sätze wie "Du sollst das Universum haben, aber lass' Italien mir". Darmstädter Operngängern aber ist schließlich spätestens seit der Sizilianischen Vesper aus der vergangenen Spielzeit der Komponist als entschiedener Parteigänger eines geeinten Italien wohl bekannt.

Nach Darmstadt kommen die Hunnen nicht inszeniert, sondern konzertant - anders lässt sich dieser Monumentalkrieg aber auch nicht führen. Den Attila singt der Bassist Friedemann Kunder, die schöne Odabella, die schlagkräftigste aller Verdi-Heroinen und Attilas Sargnagel, die Sopranistin Elena Pankratova, die damit ihr Darmstadt-Debüt gibt. Franz Brochhagen dirigiert. ick

• Darmstädter Staatstheater, Beginn der Vorstellung am heutigen Samstag, 9. November, ist um 19.30 Uhr. Karten sind noch zu haben, die Kasse (Tel. 0 61 51 / 29 38 38) ist samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Weitere Vorstellungen: am 16. und 20. November.

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Dokument erstellt am 08.11.2002 um 21:35:08 Uhr
Erscheinungsdatum 09.11.2002