Frankfurter Allgemeine Zeitung
8. September 2002

[...] Mit der Neubesetzung der Hauptrollen gelingt es der Wiederaufnahme, die Wirkung ins Grandiose zu steigern. Bei Ann-Marie Backlund paart sich die fragile Aura der 15 Jahre alten Cio-Cio-San mit der Unbeirrbarkeit eines dem Unbedingten sich weihenden Menschen. Die Sopranistin setzt das Doppelwertige ihrer Rollen szenisch wie vokal bezwingend um. Sie nimmt die Männer beim Wort und demaskiert ihre bodenlose Schwäche: nutzlos das Mitgefühl des soigniert-noblen Konsuls Sharpless (Yanni Yannissis), narzißtisch und larmoyant der Schmerz des mit einem mächtigen Tenor auftrumpfenden Leutnant Pinkerton (Carlo Ventre).

Gegen den Versuch der Männer, die Butterfly als hoffnungslos realitätsfern abzustempeln, stemmt sich dank eines glänzend disponierten Museumsorchesters unter Pier Georgio Morandis Stabführung die Musik Puccinis. Beinahe schmerzhaft klar und schön konturiert zeigt sich die emotionale Sphäre der Protagonistin. [...]

Heftige, die Nebenrollen Suzuki (Elzbieta Ardam), Goro (Hans-Jürgen Lazar) und andere einschließende Ovationen, bei Backlund-Vorhängen Sturmstärke erreichend.

Benedikt Stegemann