Frankfurter Rundschau
19.11.2002

Zecher und Kämpfer
Ein Glaubenskrieg in Tönen: Giacomo Meyerbeers "Hugenotten" konzertant mit dem Frankfurter Museumsorchester unter Guido Johannes Rumstadt in der Alten Oper

Von Andreas Hauff

In der alten Oper schließt der 4. Akt von Giacomo Meyerbeers Hugenotten; gerade haben Annalisa Raspagliosi und Marcello Giordani das Duett von Valentine und Raoul zu Ende gebracht. Der Große Saal tobt fast vor Begeisterung, mehrmals müssen die beiden wieder hervorkommen, auch die Sängerkollegen auf der Bühne applaudieren einmütig. Der Höhepunkt dieser konzertanten Aufführung der Oper Frankfurt! Warum?

Beeindruckend sind zunächst die sängerischen Leistungen. Die Sopranistin Annalisa Raspagliosi, für die erkrankte Marina Mescheriakova eingesprungen, hat sich als Ideal-Besetzung der Valentine entpuppt. Mit jugendlicher Ausstrahlung meistert sie die lyrischen und die dramatischen Facetten der Partie, souverän beherrscht sie die dynamischen Nuancen, ihre Koloraturen fließen mit natürlichem Ausdruck.

Raspagliosi reißt auch Giordani mit. Als Typus des jugendlichen Heldentenors ist er nicht die Idealbesetzung für den Raoul. Immer wieder hat er ein durchschlagendes Forte auch da gesungen, wo ein zartes Piano steht, doch jetzt, im vierten und fünften Akt, wächst ihm eine neue Dimension des Ausdrucks zu; Raoul und Valentine werden zum Paar. Nicht nur musikalisch übrigens, denn die beiden beginnen zu agieren.

Eine konzertante Aufführung ist fast immer ein Notbehelf; allzu gerne werden in solchen Fällen musikalische und szenische Qualitäten gegeneinander ausgespielt. Auch die Oper Frankfurt läuft an diesem Abend Gefahr, die Gewichte zu verschieben. Gesungen wird in der Originalsprache Französisch, eine deutsche Übertitelung gibt es im Großen Saal der Alten Oper nicht. Die Kürzungen in Arien und Ensembles tun ein Übriges: Wo in Meyerbeers fünfeinhalbstündiger Originalfassung Atmosphäre und szenische Situation entwickelt werden, kochen in der Frankfurter Kurzfassung (vier Stunden und zehn Minuten) die Emotionen unverhältnismäßig schnell zu Koloraturen und Spitzentönen hoch.

"Katholiken und Protestanten streiten sich, und der Jude macht die Musik dazu", wird er preußische König Friedrich Wilhelm IV. zitiert, der Meyerbeer als GMD nach Berlin berief. Die etwas flapsige Bemerkung verweist auf die Brisanz des Werkes, die dem Publikum der Pariser Uraufführung 1836 bewusst war, wie Heinrich Heine bezeugt: In der historischen Verkleidung erkannte man Fragen und Empfindungen der Gegenwart wieder. Die Hugenottenkriege gehören zu den dunkelsten Episoden der französischen Geschichte, ähnliche Greuel wiederholten sich während der französischen Revolution.

Verlierer sind nicht nur die Protagonisten des Ausgleichs - wie Marguerite und der Graf von Nevers; verloren gehen auch die Freuden des Lebens, Essen und Trinken, Musik und Tanz - und vor allem Liebe und Erotik, die insbesondere der zweite Akt mit seinen Anspielungen auf Mozarts Figaro und Zauberflöte in den Vordergrund rückt. Der bezaubernden Figur des Pagen Urbain verleiht Sara Allegretta Anmut, Charme und Stimme, und Diana Damrau zeichnet sängerisch das Porträt Marguerites als einer Frau, die Sinnlichkeit und Tatkraft zu verbinden weiß.

Während die Damen, auch die Solistinnen, aus dem sicher einstudierten Chor, allesamt überzeugen, neigt unter den Herren vor allem Soon-Won Kang in der Partie des Marcel zu einem schweren Vibrato, dem allzu oft saubere Intonation, rhythmische Prägnanz und dynamische Schattierungen zum Opfer fallen. Einen ausgezeichneten Eindruck hinterlässt - solistisch und in Ensemble - hingegen die ganze Riege der katholischen Edelleute; hier wird nicht nur präzise, sondern auch nuanciert gesungen: erst wohlgelaunte Zecher, später fanatisierte Kämpfer!

Dass Guido Johannes Rumstadt, derzeit GMD in Regensburg, einst Erster Kapellmeister in Frankfurt, kurzfristig für den erkrankten Paolo Carignani eingesprungen war, machte sich kaum bemerkbar. Einzig im Schlachten-Lied des Marcel im 1. Akt, kam es zu deutlichen Unstimmigkeiten. Mit bewundernswerter Einfühlung gibt Rumstadt in melodischen Passagen den Sängern Raum, um dann wieder dem fortschreitenden Drama rhythmisch zupackende Konturen zu verleihen.

Außerordentlichen Eindruck hinterlassen die kammermusikalischen Stellen der Partitur. Ausgedehnte Soli von Viola d'amore, Flöte, Harfe, Bassklarinette, Fagott und Violoncello verleihen der Musik Intimität; die Brutalität des tragischen Endes kontrastiert um so heftiger. Auch nach dem 5. Akt gab es begeisterten Beifall; danach möchte man nur Mut machen, das Werk wieder auf die deutschen Bühnen zu bringen, von denen es erst Wagner und dann Hitler vertrieben haben.

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Dokument erstellt am 25.11.2002 um 21:32:01 Uhr
Erscheinungsdatum 26.11.2002

 

Frankfurter Neue Presse
26.11.2002

Mayerbeers Oper "Les Huguenots" hatte eine stimmlich erstklassige konzertante Premiere in der Alten Oper Frankfurt.
Die Grausamkeit des Glaubens

Von Andreas Bomba

Dass man Giacomo Meyerbeers 1836 herausgekommene große Oper meist nur in konzertanter Form zu hören bekommt, liegt an der enormen Besetzung, die heute kaum ein Theater mehr finanziell riskieren kann. Vor allem nicht gegen die Spielplanübermacht Richard Wagners. Über ein Jahrhundert nach dem Tod des Kontrahenten behauptet er in Deutschland noch immer seinen Platz. Obwohl er Meyerbeer so viel zu verdanken hatte, schmähte er ihn. Heute wirkt es makaber, dass der jüdische Komponist das Libretto von Eugène Scribes, eine Mixtur aus Räuberpistole und Lovestory, aus dem "Bartholomäusnacht"-Massaker von Katholiken an Protestanten entwickelte, und hundert Jahre später der "Reichskristallnacht"-Pogrom ihn posthum seine Stellung auf deutschen Bühnen kostete.

Eine konzertante, besser: oratorische Aufführung reduziert diese Aspekte notwendigerweise auf ein Sängerfest – so bedauerlich das ist, so gerne hört man diese Oper wenigstens im gut klingenden Konzertsaal. Das Verständnis der verworrenen Handlung (in der Alten Oper wurde französisch gesungen) und die Identifizierbarkeit zahlreicher Nebenrollen hätte allerdings deutlich gesteigert werden können durch den Abdruck des Librettos im Programmheft.

Zwei herausragende Sängerinnen bestimmten den Abend. Annalisa Raspagliosi (Valentine) hat alles, was ein dramatischer Sopran braucht. Von glühender Klangfülle – vor allem im breiten Mezzo-Bereich – bis zu schneidender Schärfe verfügt sie über herrliche Stimmfarben, ihre Höhe ist glasklar und kontrolliert, und auch in extremen Lagen vermag sie Dynamik und sprachbetonten Ausdruck klug zu steuern. Ebenso phänomenal beherrscht Diana Damrau (Marguerite von Valois) ihren wendigen und schönen Sopran: keine Vokalakrobatik, die ihr nicht noch ein Lächeln abnötigte, kein nach kurvenreichen Koloraturen angesprungener Einsatz, der ihr nicht perfekt und leicht gelänge. Marcello Giordani (Raoul von Nangis), heldentenoraler Widerpart, hinterließ dagegen gemischte Gefühle. Seine gleißende, kraftvolle und schier ermüdungsfreie Höhe erkauft der Tenor mit ungesund luftiger Mattigkeit im mezzavoce und in der mittleren Lage. Aber merkwürdig: Traute man ihm im dritten Akt kaum mehr den Rest der Oper zu, blühte er im bravourösen Duett mit Valentine (vierter Akt) erneut auf – Beweis dafür, dass Gesangstechnik allein noch keinen ausdrucksstarken Sänger macht.

Mit allzu viel Aufwand und roh gefasstem Vibrato sang Soon-Won Kang den Marcel (Raouls Diener), Frode Olsen und "Zeljko Lucic gaben mit viel Charakter die gräflichen Bass- und Bariton-Rollen.

Dirigent Guido Johannes Rumstadt vertrat den erkrankten Paolo Carginani, ohne dass man von "Ersatz" sprechen muss: Das Museumsorchester spielte (von einigen Bläsersoli abgesehen) unter seiner straffen, souveränen Leitung tadellos, die Tempi vermieden falsches Pathos, die Sänger fanden sich aufmerksam, zurückhaltend und beweglich begleitet und doch glutvoll angefeuert. Chor und Extrachor (Andrés Máspero) erreichten durch die unglückliche Aufstellung tief hinter den Bläsern nicht immer die gewünschte Durchschlagskraft.

Doch nach vier Stunden großer Oper herrschte beim Publikum restlose Begeisterung.

 

Offenbach Post
26. November 2002

Balsamischer Gesang mildert blutige Oper
von AXEL ZIBULSKI

Blutig ist es damals zugegangen in der "Bartholomäusnacht". Im August 1572 kam es in Paris zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und protestantischen Hugenotten: Ein historisches Ereignis, das einen Opernkomponisten zu groß disponierten Szenen, zu starken Emotionen und nicht zuletzt zu umfangreichen Chor- und Balletteinlagen geradezu einlädt. Kurzum: Der ideale Rahmen für die "Grand Opéra", an der sich das Pariser Publikum im 19. Jahrhundert delektierte.

Als Giacomo Meyerbeers Fünfakter "Die Hugenotten" 1836 in Paris uraufgeführt wurde, vergingen zwischen Ouvertüre und Schlussbeifall mehr als fünfeinhalb Stunden. Auf gute vier Stunden kam nun die konzertante, französisch gesungene Aufführung von "Les Huguenots", mit der die Oper Frankfurt in der Alten Oper gastierte – zwei Pausen eingeschlossen, für die Beteiligten auch erforderlich. Denn Meyerbeer verlangt Höchstleistungen von allen, vom Chor, vom Orchester, von den Solisten. Und schließlich auch vom Publikum, das die eigentliche Handlung aus der "Grand-Opéra"-Revue nicht auf den ersten Blick herausfiltern mag.

Es geht um die Liebe zwischen Valentine, der Tochter eines Katholikenführers, und dem protestantischen Edelmann Raoul. Valentine heiratet allerdings den Grafen von Nevers, auch er Edelmann, ein katholischer allerdings. Doch wahre Liebe findet sich, in diesem Fall zu einem grandiosen Duett zwischen Valentine und Raoul am Schluss des vierten Aktes. Als die grausige Bartholomäusnacht begonnen hat, tritt Valentine zum Protestantismus über und wird, welch bühnenreifer Zufall, von ihrem eigenen Vater erschossen.

Wer das alles in der Alten Oper nicht detailliert mitverfolgen wollte (ein Libretto suchte man im Programmheft vergeblich), konnte sich trotzdem an den achtbaren bis überragenden vokalen Leistungen erfreuen. An erster Stelle ist der vorzüglich von Andrés Maspero einstudierte Frankfurter Opernchor zu nennen, der bis in die äußersten Sopranhöhen exakt intonierte. Ob Damen oder Herren einzeln, ob der ganze Chor im Tutti – die Stimmen verschmolzen in sauberer Artikulation. Nicht weniger überragend: Sopranistin Diana Damrau, die als Königsschwester Marguerite ihre Koloraturen technisch blitzblank, mit herrlich leicht erreichten Spitzentönen sang. Ensemblemitglied Zeljko Lucic (Graf von Nevers) steuerte seinen balsamischen, sauber auf dem Atem liegenden Bariton bei, Frode Olsen sang den Vater Valentines mit kultiviertem Bass. Kleinere Defizite beim stark gefeierten Spitzenpaar – was man mit den enormen technischen Anforderungen an deren Partien aber leicht entschuldigen kann: Der voll tönende Sopran von Annalisa Raspagliosi (Valentine) neigte bei lange gehaltenen Tönen dazu, in die Höhe zu rutschen; leichte Intonationstrübungen zeigte anfangs der kernig-strahlende Tenor Marcello Giordanis (Raoul). Nach manchen holprigen Einsätzen der Bläser und einigen Unschärfen der Streicher fand auch das Frankfurter Museumsorchester zu sicherer Form. Der ehemalige Kapellmeister Guido Johannes Rumstadt, der die "Hugenotten" vor kurzem bereits in Regensburg aufgeführt hat, nahm die Zügel im Laufe des langen Abends zunehmend fester in die Hand. Ohnehin konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren: Aus manch furiosem Stretta-Schwung schienen die musikalischen Vorstellungen des kurzfristig erkrankten Paolo Carignani zumindest hervorzublinzeln.

Weitere Vorstellung heute um 19 Uhr.

 

Allgemeine Zeitung
26. November 2002

Giacomo Meyerbeers Oper „Die Hugenotten“ konzertant in Frankfurts Alter Oper/Leitung: Guido Johannes Rumstadt
Strahlen und Sterben in aristokratischer Pose

Von Michael Fischer

Paris, im Jahr 1572: Raoul de Nangis, ein französischer Edelmann, ist in Valentine, Hofdame von Königin Marguerite von Valois, verliebt. Das soll auch in Adelskreisen kein ungewöhnlicher Vorgang sein und bildet noch keinen Stoff für eine abendfüllende Oper. Aber Raoul ist Protestant, genauer: Hugenotte, und die schöne Valentine eine Katholikin. Erschwerend kommt hinzu, dass diese nicht Raoul, sondern den Grafen von Nevers heiraten soll.

Mit dieser Mischung aus persönlichen Verstrickungen und politisch-konfessionellen Gegensätzen spielt das Libretto von Eugène Scribe, das Giacomo Meyerbeer (1791-1864) in Musik umsetzte. In der Frankfurter Alten Oper wurden „Die Hugenotten“ („Les Huguenots“ nun unter Leitung von Guido Johannes Rumstadt konzertant aufgeführt – und vom Publikum begeistert aufgenommen.

Ähnlich wie in Mendelssohns Reformationssymphonie verarbeitet die Ouvertüre den Luther-Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ thematisch – fortan Leit- und Erkennungsmelodie der Protestanten. Marcel (Soon-Won Kang), der Diener Raouls, legt im ersten Akt auf der musikalisch-symbolischen Basis dieses Chorals sein Glaubensbekenntnis ab. Überhaupt ist Marcel eine Schlüsselfigur: Er verkörpert die Standhaftigkeit im Glauben, die aber auch mit einer gewissen Intoleranz und Unduldsamkeit verbunden ist.

Die große Vermittlerin ist Königin Marguerite (fulminant: Diana Damrau). Die Sopranistin, in Frankfurt bestens bekannt, brillierte in aristokratischer Pose mit vokaler Kunstfertigkeit. Alsbald werden die blutigen Vorboten der Bartholomäusnacht sichtbar, in den Liebesdingen tragen Missverständnisse zum Unglück der Beteiligten bei. Der dramatisch-kompositorische Höhepunkt im vierten Akt geriet zu einem einmaligen, vielbejubeltem Ereignis: Die aus Italien stammende Sopranistin Annalisa Raspagliosi (Valentine) und der brillante Tenor Marcello Giordani (Raoul) gestalteten ihr Liebes-Duett denkbar intensiv, so dass man den Atem anhielt. Raspagliosis sängerischer Ausdruck und ihre Mimik ersetzten dabei die fehlende Szenerie vollkommen.

Die Oper endet tragisch: Die Katholiken ermorden in der „Pariser Bluthochzeit“ die Hugenotten; der aufrechte Marcel und die Liebenden finden den Tod. Am Ende muss Valentines Vater einsehen, dass ihn Blutrausch und religiöser Fanatismus zum Mörder der eigenen Tochter gemacht haben.

Etwas unterbelichtet blieben in Frankfurt die leisen Stellen, die intimen Seiten der Oper – auch bei Startenor Marcello Giordani. Doch vielleicht verleitet die feurige Musik Meyerbeers dazu, die Grenzen auszuloten. Das Frankfurter Museumsorchester agierte auf hohem Niveau. Besonders hervorzuheben ist das Bassklarinettensolo im 5. Akt, das Marcel, Raoul und Valentine einsam begleitet und beklagt. Chor und Extrachor der Oper trugen viel zum Erfolg bei – auch wenn man sich manchmal ein weniger kraftstrotzendes Forte gewünscht hätte.

Weitere Auffg.: Di., 26.11.
Karten unter Tel. 069/1340-400

 

Wiesbadener Kurier
26. November 2002

Alte Oper: Meyerbeers „Hugenotten“ konzertant
Wahre Liebe im Duett

Von Axel Zibulski

Blutig muss es zugegangen sein, damals in der „Bartholomäusnacht“. Im August 1572 kam es in Paris zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und protestantischen Hugenotten: Ein historisches Ereignis, das einen Opernkomponisten zu groß disponierten Szenen, zu starken Emotionen und nicht zuletzt zu umfangreichen Chor- und Balletteinlagen einlädt. Kurzum: Der ideale Rahmen für die „Grand Opéra“, an der sich das Pariser Publikum im 19. Jahrhundert delektierte.

Als Giacomo Meyerbeers Fünfakter „Die Hugenotten“ 1836 in Paris uraufgeführt wurde, vergingen zwischen Ouvertüre und Schlussapplaus mehr als fünfeinhalb Stunden. Auf immerhin gute vier Stunden kam nun die konzertante, französisch gesungene Aufführung von „Les Huguenots “, mit der die Oper Frankfurt in der Alten Oper gastierte.

Es geht um die Liebe zwischen Valentine, der Tochter eines Katholikenführers, und dem protestantischen Edelmann Raoul. Valentine heiratet indes den Grafen von Nevers, auch er Edelmann, ein katholischer allerdings. Doch wahre Liebe findet sich, in diesem Fall zu einem grandiosen Duett zwischen Valentine und Raoul am Schluss des vierten Aktes. Als die grausige Bartholomäusnacht begonnen hat, tritt Valentine zum Protestantismus über und wird, welch bühnenreifer Zufall, von ihrem eigenen Vater erschossen.

In der Alten Oper war Meyerbeers „Grand Opéra“ mit achtbaren bis überragenden vokalen Leistungen zu erleben. An erster Stelle ist der vorzüglich von Andés Maspero einstudierte Frankfurter Opernchor zu nennen, der bis in die äußersten Sopranhöhen exakt intonierte. Nicht weniger überzeugend: Die Sopranistin Diana Damrau, die als Königsschwester Marguerite ihre Koloraturen technisch blitzblank, mit herrlich leicht erreichten Spitzentönen sang. Ensemblemitglied Zeljko Lucic (Graf von Nevers) steuerte seinen balsamischen, sauber auf dem Atem liegenden Bariton bei, Frode Olsen sang den Vater Valentines mit kultiviertem Bass.

Nur kleinere Defizite beim stark gefeierten Spitzenpaar: Der voll tönende Sopran von Annalisa Raspagliosi (Valentine) neigte bei lange gehaltenen Tönen dazu, in die Höhe zu rutschen; leichte Intonationstrübungen zeigte anfangs der kernig-strahlende Tenor Marcello Giordanis (Raoul). Nach kleineren Unschärfen in der Ouvertüre nahm Guido Johannes Rumstadt die Zügel am Pult des Museumsorchesters im Laufe des langen Abends zunehmend fester in die Hand.