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23.8.2006

Oper Frankfurt, 3. September 2006
"Die Meistersinger von Nürnberg"
Oper von Richard Wagner

Christof Nels Inszenierung der "Meistersinger von Nürnberg" von Richard Wagner feierte am 6. Juni 1993 Premiere an der Oper Frankfurt und kehrte erstmals 2001/02 auf den Spielplan zurück. Nun wird die Produktion nach längerer Pause wiederaufgenommen.

Nel versuchte konsequent, die politische und künstlerische Problematik dieses deutschen, ins 16. Jahrhundert zurückführenden Festspiels zu zeigen. Das Fachmagazin Opernwelt sah diese Inszenierung seinerzeit als „bitterböse politische Parabel auf die deutsche Geschichte der letzten hundert Jahre (...), als tief pessimistische Groteske ohne Butzenscheibenromantik und heimeligen Nürnberger Gässchen." Nel selbst formulierte seine Sicht so: „Dieses Meistersinger-Nürnberg ist für mich ein Ort, wo Regeln nicht nur eine Art Gebrauchsanweisung zum Singen sind, sondern eine Art Dechiffrierung von Leben. Mich interessiert der Druck, der dadurch entsteht, und was durch die Regeln mit den einzelnen Menschen geschieht. Wie verfährt das Regelwerk mit Fremden, mit Juden, mit Minderheiten? Wie geht überhaupt die Gesellschaft mit dem Fremden um?"

Neue Besetzung

Die musikalische Leitung dieser Wiederaufnahme hat Kapellmeister Roland Böer, und auch sonst weist die Besetzungsliste zahlreiche neue Namen auf: Als Gäste steigen u.a. Wolfgang Koch (Hans Sachs), Raymond Very (Rollendebüt als Stolzing), Carsten Süß (David) und Juliane Banse (Rollendebüt als Eva) neu in die Produktion ein. Aus dem Ensemble feiert Johannes Martin Kränzle mit dem Beckmesser ein wichtiges Rollendebüt, und Claudia Mahnke – neues Mitglied der Oper Frankfurt ab 2006/07 – gibt in der Partie der Magdalena ihr Hausdebüt. Den Hans Foltz übernimmt erstmals Florian Plock. Lediglich Magnus Baldvinsson (Veit Pogner), Carlos Krause (Konrad Nachtigall), Michael McCown (Augustin Moser) und Jacques Does (Hans Schwarz) waren bereits bei früheren Aufführungen mit dabei.

 

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August 2006

Oper Frankfurt
"Die Meistersinger von Nürnberg"

Walther von Stolzing hat sich in Eva verliebt. Heiraten kann er sie nur, wenn er in die Gilde der Meistersinger von Nürnberg aufgenommen wird und ein Wettsingen gewinnt. Er bewirbt sich mit einem schwungvollen Vorsingen - und fällt durch. Als ein Fluchtversuch Evas und Walthers misslingt, beschließt Walther, noch einmal bei der Gilde vorzusingen. Zwar überzeugt sein Vortrag nun alle, aber von der Gilde hat er inzwischen genug. Da weist ihn Hans Sachs zurecht: Die deutschen Meister und ihre Kunst seien stets zu ehren.

Christof Nel versuchte konsequent, die politische und künstlerische Problematik dieses deutschen, ins 16. Jahrhundert zurückführenden Festspiels zu zeigen. Gabor Halasz bilanzierte zutreffend in der "Opernwelt" die Frankfurter Inszenierung der Meistersinger als "bitterböse politische Parabel auf die deutsche Geschichte der letzten hundert Jahre (…), als tief pessimistische Groteske ohne Butzenscheibenromantik und heimelige Nürnberger Gässchen".

Nel selbst formulierte das so: "Dieses Meistersinger-Nürnberg ist für mich ein Ort, wo Regeln nicht nur eine Art Gebrauchsanweisung zum Singen sind, sondern eine Art Dechiffrierung von Leben. Mich interessiert der Druck, der dadurch entsteht, und was durch die Regeln mit einzelnen Menschen geschieht. Wie verfährt das Regelwerk mit Fremden, mit Juden, mit Minderheiten? Wie geht überhaupt die Gesellschaft mit dem Fremden um?"