Striptease mit Waschmaschine Musiktheater: Carles Santos bei den „Tagen der katalanischen Oper" in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt Von Klaus Trapp ARMSTADT. Er gilt als bedeutendster lebender Komponist Kataloniens: der 1940 geborene Carles Santos, dessen Mini-Oper „Der Eifer der Beharrlichkeit" bei den „Tagen der katalanischen Oper" in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt zweimal aufgeführt wurde. Santos liebt es, auf provokante Weise klassische Musik mit modernen Lebenserfahrungen zu kontrapunktieren. Dies führt er in seinem fünfzig Minuten dauernden Spektakel zum Thema „Liebe und Sexualität" gleich mehrfach vor. So donnert er am Flügel Chopins c-Moll-Nocturne herunter, während per Video-Einspielung Comicstrips seiner Lebensgefährtin und Ausstatterin Mariaelena Roqué gezeigt werden, die sich mit Kopulationsfantasien beschäftigen. Drei junge Damen, die Santos begleiten, steuern Lustlaute bei und nutzen später auch einmal Deckel und Tastatur des Flügels als Tanzfläche. Die Schauspielerin Anna Ycobalzeta führt einen Striptease vor, während aus den Lautsprechern geistliche Chormusik des spanischen Renaissancemeisters Tomás Luis de Victoria erklingt – drastische Umdeutung des scheinbar Vertrauten. Die Darstellerin befördert ihre Reizwäsche in eine Waschmaschine und unterzieht sie einem Schleudergang, sich anzüglich auf dem Gerät räkelnd. Schließlich singt die Mezzosopranistin Claudia Schneider nach einem innigen Kuss von Frau zu Frau das Lied „Träume" aus Richard Wagners Wesendonck-Zyklus, gleichsam in höhere Sphären der Liebe führend. Carles Santos’ eigene Klaviermusik erinnert in ihrem hämmernden Minimal-Stil ein wenig an die Produktionen eines Phil Glass, wenn knappe Motive sich mit Varianten ständig wiederholen. Dazu kommen schockartige Knalleffekte, erzeugt durch das Zu- und Aufklappen des Flügeldeckels oder durch metallisch glänzende Stampfer, die immer wieder aus dem Schnürboden herabsausen. Katalanische Einflüsse sind weniger in der Musik als in der Sprache hörbar. So rezitiert Anna Ycobalzeta, die den nicht jugendfreien Abend in aufreizender Nacktheit bestreitet, absurde und pseudophilosophische Text-Tiraden, die mittels deutscher Übertitelung verständlich gemacht werden. Irrtümer sind nach dem Willen des auch regieführenden Santos durchaus eingeschlossen; wichtig ist ihm der Klang der Sprache, weniger die Bedeutung. Eine weitere Passage ist dem gemeinsamen Hassgesang auf den Ton „b" gewidmet, der nach Meinung der Akteure aus der Musikpraxis ausgeschlossen werden sollte. Da kommt auch der Humor des Allround-Künstlers Santos zum Tragen. Und schließlich wird Autobiografisches sichtbar anhand einer Filmsequenz, die ein Fischerboot im blutigen Einsatz zeigt: Carles Santos hatte von Jugend an den Traum, als Fischer tätig zu werden. So begegnen sich in diesem visuellen Musiktheater radikale und provokante, aber auch idyllische Elemente. Der Anspruch, eine Oper mit dramatischen Handlungszügen zu gestalten, wird gar nicht erst erhoben. Die präzise geplante, unterhaltsame und mitunter nachdenkliche Show fand bei den meisten Zuschauern lebhaften Beifall. |
Catalani sul Meno Da una realtà culturale fra le più vivaci ed innovative nel panorama europeo, la colorata carovana dei teatranti catalani arriva a Francoforte e dintorni in occasione della Fiera Internazionale del libro. A Darmstadt, Enric Palomar ripropone la raffinata "Juana" e Carles Santos presenta l'iconoclasta performance "El fervor de la perseverança". A Francoforte successo per la barocca e vitale trasposizione teatrale di Bieito del "Tirant Lo Blanc". Dall'alto in senso orario: Ursula Hesse von den Steinen in "Juana"; Claudia Schneider e Anna Ycobalzeta in "El fervor de la perseverança"; una scena di "Tirant Lo Blanc". L'opera da camera "Juana" inaugura la piccola ma significativa rassegna di teatro musicale catalano contemporaneo allo Staatstheater di Darmstadt. Lo spettacolo è ripreso nell'allestimento originale di Halle coprodotto col Liceu di Barcellona di un paio di stagioni fa. Composta per un piccolo organico di sei strumenti e sei cantanti, la raffinata partitura di Palomar combina elementi di modernità e la tradizione delle forme chiuse e dei discreti folclorismi. Carlos Wagner illustra con semplicità ed eleganza il libretto in castigliano di solido impianto narrativo scritto da Rebecca Simpson, da anni attratta dalla figura di Giovanna la Pazza. Barocca e vitalissima la trasposizione teatrale di Calixto Bieito e Marc Rosich del romanzo cavalleresco "Tirant Lo Blanc" del valenciano Joanot Martorell ospitato dallo Schauspiel di Francoforte. Per raccontare le picaresche vicende del cavaliere Tirant, Bieito costruisce una sacra rappresentazione oscena e blasfema sui corpi e con le voci dei formidabili attori del suo Teatre Romea, fra eccessi visionari e crudeltà gastronomiche alla Rodrigo García. Fondamentale l'apporto dell'eteroclita partitura per voci (bellissime) e organo composta dal valenciano Carles Santos, sberleffo grottesco alla follia del mondo. Santos è anche l'autore di "El fervor de la perseverança", soirée dada fra performance e concerto liederistico. Con la complicità di due cantanti e un'attrice, Santos contamina classici per una riflessione divertita e iconoclasta che sorprende e diverte per il continuo cambio di prospettiva e di senso. Si continua con la prima assoluta dell'opera da camera "La Cuzzoni" di Agustí Charles su libretto di Marc Rosich e con "El saló d'Anubis", grande spettacolo di opera e magia di Toni Rumbau con musiche di Joan Albert Amargós. Stefano Nardelli |