IL GAZZETTINO
Domenica 7 ottobre 2007

Al Teatro Malibran "Ercole sul Termodonte" e "Bajazet" di Antonio Vivaldi

Venezia. Antonio Vivaldi è ancor oggi ammirato soprattutto per le sue composizioni strumentali, anche se nell'ultimo ventennio sono stati rappresentanti, in prima esecuzione nei tempi moderni, una ventina di melodrammi, ossia quasi l'intera opera teatrale conservata nel fondo Foà - Giordano di Torino. Reinhard Strohm, il massimo studioso del Vivaldi Teatrale (sta per uscire una sua monumentale monografia) sostiene che la produzione melodrammatica presenta lo stesso vigore di quella, molto celebrata, dei concerti. Ipotesi forse azzardata; eppure l'opera seria di Vivaldi viene accolta con sempre maggior frequenza non solo in sedi minori ma anche nei maggiori teatri. È quanto avviene in questi giorni al Malibran, ove si rappresentano a giorni alterni, per felice iniziativa della Fenice e dello Iuav ben due lavori molto significativi: l'"Ercole sul Termodonte" (1723) e il "Bajazet" (1735) in forma semiscenica. Dell'opera barocca si lamenta tutt'ora la mancanza di una vera drammaturgia: è un pregiudizio difficile da sradicare, dovuto a criteri esegetici propri del melodramma romantico. Nel '700 si ignorava una drammaturgia coerente e unitaria, mentre interessava l'effetto teatrale per bagliori intuitivi, aria per aria, grazie ad una enfatizzazione della parola e delle ardenti colorature.

Fabio Biondi solista, concertatore e studioso, ha proposto le due opere anche per farne conoscere la differenza di tono. L'"Ercole" racconta i contrasti tra l'eroe greco e Antiope, regina delle Amazzoni. Ma dopo aggressivi contrasti tutto si risolve nel paradigmatico lieto fine e nell'incontro amoroso tra due coppie di giovani per il magnanimo gesto del protagonista. L'opera è radiosa, coinvolgente e alterna brani di una ritmica incisività a slarghi cantabili e a pitture di paesaggio. In questo senso è memorabile l'aria "Onde vaghe sussurrate" all'inizio del secondo atto, sorretta da una scrittura strumentale molto vicina ai concerti. Il "Bajazet" vede contrapposti due imperatori, il turco Bajazet e l'ottomano Tamerlano, con il suicidio del primo e una ritrovata generosità del secondo che alla fine consente a due coppie di giovani di unirsi in matrimonio. I recitativi dell' "Ercole" non ci sono pervenuti e Biondi li ha scritti con piena conoscenza dello stile, e nel contempo ha ricostruito le arie mancanti ad una rigorosa collazione delle fonti. Le arie sono chiaroscurate e non concedono molto al gusto patetico e "galante" dei compositori napoletani che cominciavano a circolare a Roma, ove l'"Ercole" è stato rappresentato.

Con il "Bajazet" il carattere teatrale muta radicalmente: è più drammatico, meno luminoso e culmina nel formidabile second'atto con l'ira del protagonista in uno dei più forti recitativi accompagnati di Vivaldi: una scena degna di Handel. Il "Bajazet" è un "pasticcio" ossia costituito di vari brani precedentemente composti, anche da altri autori. È singolare che non esistano discrepanze e pagine dissonanti. Prodigiosa, per nitidezza e trasparenza l'esecuzione di Fabio Biondi (direttore e solista) alla testa dell'impeccabile Europa galante; anche gli splendidi cantanti sono perfettamente coordinati con l'orchestra. Gli aspetti visivi sono a cura degli studenti del laboratorio integrato diretto da Carlo Majer, all'interno della facoltà di Design e Arti. Il garbato impianto scenico è lineare e tende all'astrazione; gli eleganti costumi offrono un settecento creativo; la regia punta sulla semplicità discorsiva. La lettura semiscenica del "Bajazet" sfrutta l'allestimento dell'"Ercole" mentre i cantanti recitano con costumi moderni. I materiali musicali provengono dall'Istituto Vivaldi della fondazione Giorgio Cini. Caldo successo.

Mario Messinis

 

Der Neue Merker
6. Oktober 2007

Venezia Teatro Malibran
Vivaldi in Venedig:
Ercole sul Termodonte
und Bajazet

Natürlich, er war ja Venezianer und dennoch bereits damals ein internationaler Künstler. Seine instrumentale und geistliche Musik, nicht nur die „Vier Jahrszeiten" ist längst wieder entdeckt und Allgemeingut geworden, eine Opern aber sind noch ein weitgehend unbekanntes Land. 94 davon soll er geschrieben haben, das bedeutet eine astronomische Zahl von Noten, allerdings dürften viele darunter sein, die bei einer Wiederaufführung etwas verändert unter neuem Namen gespielt wurden. Etwa 30 sind erhalten, immer wieder werden in Archiven Vivaldi-Opern entdeckt, so zuletzt der originale „Montezuma" und ganz neue eine „Atenaide".

Wie Händel und Bach hat auch Vivaldi gelungene Einfälle etwas verändert und wieder verwertet, gelegentlich auch Werke anderer Komponisten herangezogen – das war damals so üblich. Trotzdem, die gewaltige Fülle, welche diese Künstler hinterlassen haben, macht staunen, allein das alles niederzuschreiben, es übersteigt unsere Vorstellungskraft. Dazu Proben, Einstudierungen, Aufführungen, Probleme, Konflikte, Reisen usw.

Für beide Opern hatte wiederum die „Facoltà di Design e Arti IUAV di Venezia" ein Konzept erstellt: hohe Räume, gute Beleuchtung, im ersten Werk barock inspirierte Kostüme, im zweiten gab es moderne Gewandung, dem derzeitigen Trend folgend. Das im Vorjahr gestartete Projekt etwas von den großen, musikalischen Schätzen der venezianischen Vergangenheit zu neuem Leben zu erwecken, wird auch 2008 mit „La Rosinda" von Francesco Cavalli fortgesetzt.

„ERCOLE SUL TERMODONTE". Pr.4.10.07

Es geht in der Handlung um den Amazonenkrieg. Ercole/Herkules bekämpft mit seinen Generälen Teseo, Alceste und Telamonte die Amazonenkönigin Antiope, deren Schwester Ippolita, ihre Tochter Martesia und die Vertraute Orizia. Wie es so kommt, verlieben sich die rauen Soldaten in die reizenden Frauen. Zum Schluss gibt sich die Königin geschlagen, es werden Teseo und Ippolita, sowie Alceste und Marteria glückliche Paare.

Die Musik hat einen starken kriegerischen Ausdruck von erstaunlicher Vielfalt, dazu kommt eine Portion Lieblichkeit und Humor, so wenn Martesia, weil sie nicht beide haben kann (Alceste oder Telamone) sich für einen entscheiden muss. Oder wenn der grimmige Haudegen Ercole (wie im „Don Giovanni") für den verliebten, aber schüchternen Alceste ein Ständchen singt.

Mit richtigem Drive, ja Überrumpelung sorgt der Dirigent Fabio Biondi mit seinem Orchester „Europa Galante". Man muss ihn wirklich in die Reihe von Harnoncourt, Christie, Minkowski usf. stellen. Wie ein Kapellmeister vergangener Zeiten leitet er das Orchester, gibt den Sängern genaueste Zeichen, spielt die Soli des Konzertmeisters selber. Er motiviert alle zu großartigen Leistungen.

Von den Sängern wird außerordentliche dramatische Kraft und Virtuosität verlangt. Es soll dennoch nicht in reine Stimmakrobatik ausarten, sonder den Gehalt der Ereignisse ausdrücken. Gleich bei ihrem ersten Auftritt verblüfft Romina Basso durch fulminante Vehemenz und großen Furor. Sie reißt das Publikum vom ersten Ton an gänzlich in ihren Bann. Man merkt gleich, das ist eine gefährliche Gegnerin für Ercole. Ihre Tochter Martesia hat eine mehr verspielte Rolle, Stefanie Irànyi singt sehr lieblich, mädchenhaft zart. Es macht ihr Spaß, mit den Männern zu flirten. Dafür hat sie auch ein schönes Timbre. Sehr kämpferisch ist auch die Rolle der Ippolita, erst Liebesgefühle lassen sie weich werden. Roberta Invernizzi hat das beste Format hiefür. Auch Emanuela Galli bringt die Orizia in guter Gestaltung.

Klar, sehr heldisch ist die Rolle des Ercole. Carlo Allemano hat die richtige Statur und Stimme für den Recken, seine gesanglichen Aufgaben sind dementsprechend, bis auf das Ständchen. Man sieht also, so todernst nahm man auch zu Vivaldis Zeiten nicht alles. Ein Contratenore ist Jordi Domènech als Teseo. Er kann das Publikum durch seine Leistung sehr für sich gewinnen. In seinem stimmlichen Fach zählt er schon zu den besten, erstaunlich seine Geläufigkeit des Singens. Stupende Aufgaben stellt der Komponist dem Alceste. Mit großer Dramatik und Kunstfertigkeit überzeugt Laura Polverelli mit jedem Ton, den sie singt. Eine großartige Leistung. Der enttäuschte Telamone, Martesia entscheidet sich ja gegen ihn, wird von Mark Milhofer auf lobenswerte Wiese gesungen und gestaltet.

Zu Ende der Premiere waren die Besucher in vollständiger, großer Begeisterung, was sich in der Stärke des Beifalls zeigte. Die Bravorufe waren ebenfalls ausgiebig. Besonders bejubelt wurde der Dirigent.

„BAJAZET" - Pr. 5.10.2007

In dieser Oper ist der Charakter der Musik wesentlich anders als im „Ercole". Der Kampf ist vorbei, es geht nur mehr um Liebesirrungen und –intrigen.

Die Handlung: um 1400 hatte der gefürchtete mongolische Khan Timur Lenk/Tamerlano große Teile Asiens erobert, er besiegte auch den türkischen Sultan Bajazet und hält diesen samt dessen Tochter Asteria gefangen. Tamerlano ist mit Irene verlobt, begehrt nun aber Asteria, diese ist aber mit Andronico, einem Verbündeten Tamelanos verlobt. Daraus ergeben sich nun jede Menge von Verwicklungen, Mordanschlägen, ja bis zum Selbstmord Bajazets. Erst zuletzt kommen die richtigen Paare Tamerlano-Irene und Andronico-Asteria zusammen.

Die virtuosen Anforderungen an die Solisten sind wiederum gewaltig und auch diesmal beweist Maestro Fabio Biondi sein großes Können für die Interpretation barocker Musik. Als Tamerlano tritt Daniela Barcellona auf. Man braucht sie nicht mehr vorzustellen, ihre Begabung für Hosenrollen des Barock und Belcanto ist derzeit wohl einmalig. Den ganz großen, virtuosen Auftritt hat sie im 3. Akt, wenn der Khan wegen immer neuer Hindernisse mit der Heirat in große Wurt gerät. Das ist eine „explosive" Szene, auch was die Fiorituren, Tonsprünge, die Tempi etc. betrifft. Vivica Genaux überrumpelt die Hörer gleich beim ersten Auftritt, sie ist wirklich in Furor mit großer Attacke. Da wurde man unwillkürlich voll gepackt. Ihrem Mezzo scheint alles möglich, nichts zu schwer, ihre Stimme bleibt immer schön, zupackend, mit Härte und Weichheit zugleich, grandios!

Ihrem Vater verbunden, von Tamerlano begehrt, zugleich von Andronico enttäuscht, weil der sich mit dem Feind verbündete, in dieser Lage befindet sich die Tochter des Sultans Asteria.

Ihr Mezzo hat weiche, liebliche Linien und Energie. Marina Del Liso überzeugt voll. Lucia Cirillo, ebenfalls Mezzo, singt den Andronico im Zweispalt seiner Liebe zu Asteria und der gelobten Treue zu Tamerlano. Sie kann beides stimmlich bestens ausdrücken. Man staunt ja immer wieder, wie viele junge, vorzüglich ausgebildete Stimmen es inzwischen für Barock und Belcanto gibt.
Den unglücklichen Sultan Bajazet singt der Bass Christian Senn mit wohlgeformten Gesangslinien. Seine Aufgaben werden im Verlauf des Abends immer fordender. Dann gibt es noch Idaspe, einen Vertrauten Andronicos, vom einzigen Sopran des Abends Maria Grazia Schiavo zur großen Zufriedenheit des Publikums gesungen. Mir persönlich ist die Stimme etwas zu spitz und soubrettig.

Die Uraufführung des „Bajazet" war 1735 in Verona, jene des „Ercole" 1723 in Rom. Da es keine Kastraten mehr gibt, stellt sich bei der Aufführung solcher Werke immer neu die Frage der Besetzung solcher Rollen. In Rom durften damals (so wie lange auch in England) keine Frauen auf die Bühne, d. h. es wurden die Frauenrollen von Männern gesungen. Das alles gibt großen Raum für Diskussionen und Experimente mit Besetzungsvarianten.

Auch diese Premiere war ein voller Erfolg und einem sehr stark begeisterten Publikum. Weil alle so gut waren, kann man eigentlich niemand extra hervorheben.

Martin Robert BOTZ