Frankfurter Neue Presse
01.10.2007

"Tage der katalanischen Oper" im Staatstheater Darmstadt

Darmstadt (dpa) Begleitend zur Frankfurter Buchmesse mit dem Gastland Katalonien beginnen am Dienstag (2. Oktober) am Staatstheater Darmstadt die "Tage der katalanischen Oper". Zum Auftakt wird die Kammeroper "Juana" von Enric Palomar über Johanna I. von Kastilien gezeigt - besser bekannt als Johanna die Wahnsinnige. Wie das Staatstheater in Darmstadt mitteilte, stellen sich bis 20. Oktober vier der wichtigsten Vertreter der zeitgenössischen Musik Kataloniens mit Kammeroper und Musiktheaterwerken vor. Als Höhepunkt gilt die Uraufführung der Kammeroper "La Cuzzoni" mit Musik von Agustí Charles und dem Libretto von Marc Rosich am 12. Oktober, die anschließend auch in Barcelona aufgeführt wird.

 

Darmstaedter Echo
27.9.2007

Angst der Sängerin vorm Schuldenberg
Ausblick: Die „Tage der katalanischen Oper" im Staatstheater Darmstadt vom 2. bis 20. Oktober: In dieser Zeit werden vier neue Stücke vorgestellt, darunter „La Cuzzoni" um eine Primadonna

DARMSTADT. Wer in Barcelona war, der schwärmt von dieser Stadt in der spanischen Region Katalonien. Doch trotz des berühmten Jugendstil-Architekten Gaudí und der nicht weniger populären Maler Miró oder Dalí ist die katalanische Kultur mit ihren Entwicklungen bis heute hierzulande kaum bekannt. Die Frankfurter Buchmesse (10. bis 14. Oktober) mit ihrem Schwerpunktthema hat nun dazu angeregt, sich etwas intensiver mit der Kultur dieses Landes zu befassen. Auch das Staatstheater Darmstadt beteiligt sich daran: mit den „Tagen der katalanischen Oper" vom 2. bis 20. Oktober.

Es sei nur „ein kleiner Baustein" des Staatstheaters, sagte Christian Firmbach, künstlerischer Betriebsdirektor und Stellvertreter des Intendanten in künstlerischen Belangen, als gestern im Foyer des Theaters die vier zeitgenössischen Musiktheaterstücke vorgestellt wurden. Ohne die Unterstützung des Instituts Ramón Llull der katalanischen Regierung hätte das Theater die „Tage der katalanischen Oper" nicht bewerkstelligen können. Llull war Geistlicher, Philosoph und Schriftsteller im 13. Jahrhundert, der die katalanische Sprache mit seinen Dichtungen hoffähig gemacht hat, erklärte Borja Sitjá, der Leiter der kulturellen Veranstaltungen dieses in Barcelona ansässigen Instituts.

Im Mittelpunkt der katalanischen Tage steht die Uraufführung der Kammeroper „La Cuzzoni" des 47 Jahre alten Komponisten Augustí Charles am 12. Oktober um 20 Uhr in den Kammerspielen mit Ensemblemitgliedern des Staatstheaters. Die Oper, komponiert für elektronisch verstärktes Streichquartett und drei Sänger, behandelt das Schicksal der von Händel entdeckten Sängerin Francesca Cuzzoni, die aufgrund ihres luxuriösen Lebenswandels sich immer wieder verschuldete und deswegen auch ins Gefängnis musste. Die Oper schildert das Ende der Laufbahn dieser Operndiva, die Jahre nach ihrer Blütezeit nach London zurückkehrt und eine Benefizabschiedsgala geben will – natürlich für sich, um den Schuldenberg abzubauen, damit sie nicht wieder ins Gefängnis gerät. Der Komponist Charles lässt übrigens die alte Primadonna von einem Countertenor singen, das bringe eine gewisse Schärfe in den Tonfall der Sängerin, sagte er. Und der Regisseur Alfonso Romero Mora meinte, das Stücke werde, nicht zuletzt auch aufgrund seiner stilistischen Vielschichtigkeit, den Zuschauern unter die Haut gehen. Nach der Premiere sind zwei weitere Aufführungen in den Kammerspielen geplant: am 14. Oktober um 18 Uhr und am 19. Oktober um 20 Uhr. Am 9. und 10. November führt das Staatstheater diese neue Oper in der Philharmonie in Barcelona in Zusammenarbeit mit dem „Festival d’òpera de Butxaca i noves creacions" auf.

Eröffnet werden die Tage am 2. Oktober (Dienstag) um 19.30 Uhr im Großen Haus mit der Kammeroper „Juana" von Enric Palomar. Dieses 2005 uraufgeführte Werk, mit dem die Oper Halle in Darmstadt gastiert, behandelt das Schicksal der Juana, der Johanna I. von Kastilien, die ihr Leben in ungerechtfertigter Gefangenschaft fristete. Im weiteren Sinne handelt die Oper aber auch von der Bevormundung und Diskriminierung von Frauen. Die Musik von Palomar ist außerdem in der spanischen Tradition verwurzelt und wirkt sehr klangmächtig, sagt Dietrich Grosse vom Opernfestival in Barcelona.

Als visuelles Musiktheater hat Carles Santos, der zu den kreativsten Erneuerern der katalanischen Musikszene gehört, sein Stück „El fervor de la perseverança" (Der Eifer der Beharrlichkeit") näher bezeichnet. Er setzt sich darin mit der Avantgarde auseinander. Santos spielt in seinem Stück, das laut Theater nicht für Zuschauer unter 18 Jahren geeignet ist, selbst mit und führt auch Regie. Die Aufführungen sind in den Kammerspielen am 6. Oktober um 20 Uhr und am 7. Oktober um 18 Uhr. Das letzte Stücke der „Tage der katalanischen Oper" stammt von Joan Albert Amargós und heißt „El saló d’Anubis" (Das Kabinett des Anubis). Die Oper, eine Art magische Opernshow, ist eine Mischung aus Musiktheater, Zauberei und Kabarett. Die Aufführungen sind im Kleinen Haus am 18. und 20. Oktober jeweils um 19.30 Uhr. Alle Texte werden während der Aufführung mit deutscher Übertitelung versehen. Einführungen gibt es zu allen Vorstellungen eine halbe davor in den jeweiligen Foyers.

Ergänzt werden die Tage noch durch eine Veranstaltung in der Reihe „Hörbar" in den Kammerspielen. Am 16. Oktober liest Hubert Schlemmer um 17 Uhr Texte von katalanischen Autoren wie Carlos Ruiz Zafón und Quim Monzó. Außerdem singt Oleksandr Prytolyuk katalanische Lieder von Frederico Mompou und Eduardo Toldrá. Am Klavier begleitet wird der Sänger von Irina Skhirtladze. (hz)