Januar 2009

„The Fashion" im Düsseldorfer Opernhaus
Michael Simon inszeniert die Uraufführung am 26. Januar 2008 im Düsseldorfer Opernhaus

Eine Oper - maßgeschneidert für die Modestadt Düsseldorf: Passend zum Image der Stadt hat die Deutsche Oper am Rhein ein Auftragswerk vergeben und bringt das Thema Mode zum ersten Mal auf die Opernbühne. Am Samstag, 26. Januar, um 19.30 Uhr hat "The Fashion" von Giorgio Battistelli und Bob Goody Premiere im Opernhaus an der Heinrich-Heine-Allee. Die Uraufführung ist ein Höhepunkt der Opernsaison 2007/08, für den Chefdirigent John Fiore höchstpersönlich die musikalische Leitung übernommen hat. Ihr Bezug zur Mode inspirierte auch zum Spielzeitmotto der Rheinoper, „Oper ist Fashion".


Kostümbildner und Choreograph Steven Galloway mit dem Sänger Günes Gürle in der Anprobe

Im Mittelpunkt des Geschehens steht das männliche Supermodel Tarquin, das nicht pünktlich zur Präsentation der neuen Kollektion im Five Seasons Hotel erscheint und durch den attraktiven Mel ersetzt werden soll. Dieser macht Tarquin schwere Konkurrenz: er begeistert auf dem Laufsteg Damen und Herren gleichermaßen. Was jedoch niemandem auffällt: Mel ist eine Frau! Ein Spektakel beginnt, das die Welt des schönen Scheins in absolute Aufregung versetzt.

Der in Düsseldorf lebende Regisseur und Bühnenbildner Michael Simon, dessen Arbeiten sich durch mediale Vielfältigkeit auszeichnen, arbeitet diesmal mit dem Videokünstler Flurin Madsen zusammen. Simon kam über die Bildende Kunst zum Theater und fühlt sich in den Sparten Schauspiel, Oper und Ballett gleichermaßen zu Hause. An der Rheinoper konnten Sie ihn in der letzten Spielzeit als Regisseur von Charles Gounods Faust kennen lernen. Das künstlerische Multitalent Stephen Galloway zeichnet in The Fashion für die Kostüme verantwortlich. Als ausgebildeter Tänzer hat er seine prägenden Erfahrungen unter William Forsythe beim Frankfurter Ballett gemacht. Er war selbst Model und choreographiert Pret-a-porter-Shows. Seit 1997 ist er Creative Director der Rolling-Stones-Videos und -Tourneen.



Choreograph Steven Galloway mit dem Sänger Günes Gürle und Ina Kromphardt in der Anprobe

Zusammen mit den Düsseldorfer Symphonikern wird Chefdirigent John Fiore das neue Stück von Giorgio Battistelli zur ersten Aufführung bringen. Mit dem Auftragswerk "The Fashion" setzt die Rheinoper ihre enge Zusammenarbeit mit dem italienischen Komponisten fort: Bereits 1996/97 war er hier als Composer in Residence mit seinem Bühnenstück "Prova d'orchestra" erfolgreich. Seine Oper "Richard III" wurde im letzten Winter in der packenden Inszenierung von Robert Carsen als Highlight in der RheinOperMobil gefeiert.

Auf dem Laufsteg und hinter den Kulissen der glamourösen Modewelt begegnen sich u. a. Kristen Leich als Mel und Meli, Günes Gürle als Max, Jeanne Piland als Maria Maria, Bruce Rankin als Desk Clerk, Monique Simon als Jeanne Paul, Daniel Djambazian als Day Manager und Christian sowie der Sopran Jörg Waschinski als Tarquin.

 

Rheinische Post
2.1.2008

Oper "The Fashion" feiert Premiere
Maßgeschneidert für Düsseldorf

Düsseldorf (RP) Passend zum Image der Stadt hat die Deutsche Oper am Rhein ein Auftragswerk vergeben und bringt das Thema Mode zum ersten Mal auf die Opernbühne. Am Samstag, 26. Januar, um 19.30 Uhr hat „The Fashion" von Giorgio Battistelli und Bob Goody Premiere im Opern-haus an der Heinrich-Heine-Allee.

Im Mittelpunkt steht das männliche Supermodel Tarquin, das nicht pünktlich zur Präsentation der neuen Kollektion im Five Seasons Hotel erscheint und durch den attraktiven Mel ersetzt werden soll. Dieser macht Tarquin schwere Konkurrenz: er begeistert auf dem Laufsteg Damen und Herren gleichermaßen. Was jedoch niemandem auffällt: Mel ist eine Frau! Ein Spektakel beginnt, das die Welt des schönen Scheins in absolute Aufregung versetzt.

Der in Düsseldorf lebende Regisseur und Bühnenbildner Michael Simon arbeitet diesmal mit dem Videokünstler Flurin Madsen zusammen. Simon kam über die Bilden-de Kunst zum Theater und fühlt sich in den Sparten Schauspiel, Oper und Ballett gleichermaßen zu Hause. Das künstlerische Multita-lent Steven Galloway zeichnet in „The Fashion" für die Kostüme und Choreographie verantwortlich. Als ausgebildeter Tänzer hat er seine prägenden Erfahrungen unter William Forsythe beim Frankfurter Ballett gemacht. Er war selbst Model und choreographiert Prêt-à-porter-Shows. Seit 1997 ist er Creative Director der Rolling-Stones-Videos und -Tourneen.

Auf dem Laufsteg und hinter den Kulissen der glamourösen Modewelt begegnen sich unter anderem Kristen Leich als Mel und Meli, Günes Gürle als Max, Jeanne Piland als Maria Maria, Bruce Rankin als Desk Clerk, Monique Simon als Jeanne Paul und Daniel Djambazian als Day Manager und Christian.

Erste Einblicke in die Uraufführung gibt die Rheinoper schon am Sonntag, 20. Januar, um 11 Uhr im Opernhaus. Nach der Premiere folgen acht Aufführungen bis zum 23.Februar.

 

Westdeustche Zeitung
17.01.2008

KULTUR IN DÜSSELDORF
Wie bei Monty Python
Probenbesuch: „The Fashion" an der Rheinoper behandelt das Thema Mode mit britischem Humor. Das Stück bietet neben seinen frechen Texten jede Menge Situationskomik.

Von Marion Meyer


Elisabeth Selle (l.) und Jeanne Piland zeigen ihre komische Seite in „The Fashion".
(Foto: Eduard Straub)

Düsseldorf. Zwei Figuren, Bow und Scrape, tapsen vorsichtig durch den Spalt im Vorhang, wickeln sich spielerisch in ihn ein, als sei der rote Samt ein Rock, Schal oder Mantel. Aha, es geht um Mode. „The Fashion" nennt sich das Auftragswerk der Deutschen Oper am Rhein, für das der Italiener Georgio Battistelli die Musik komponiert und der britische Schauspieler und Schriftsteller Bob Goody das Libretto verfasst hat.

Am 26.Januar ist Premiere. Die Beteiligten nutzen derzeit die Bühnenproben, um die vielen Absprachen und Abläufe, die das Werk benötigt, zu einem reibungslosen Ganzen zu fügen.

Dann öffnet sich der Vorhang und gibt den Blick frei auf das Bühnenbild von Michael Simon, der auch Regie führt. Eine Hotellobby mit großer roter Freitreppe ist das erste Bild, das sich dank der Drehbühne auch verwandeln kann. Bunte Videoprojektionen von Flurin Madsen geben den weißen Aufbauten einen futuristischen Anstrich.

„Ich bin der erste, der die neue Drehbühne des Opernhauses nutzt", sagt Simon, der letzte Spielzeit in der Rheinoper mobil „Faust" inszenierte. Doch wer etwa seinen „Shockheaded Peter" im Schauspielhaus gesehen hat, weiß, wie dynamisch er eine Handlung dank einer Drehbühne erzählen kann.

Auch die Technik muss streng nach Takt und Musik agieren

Noch braucht das Routieren der Bühne einige Proben. Denn genau wie alle Sänger muss auch die Technik streng nach Takt und Musik agieren. Ein nicht immer leichtes Unterfangen. Die Übergänge von einer Szene zur anderen stimmen noch nicht. Simon springt zum wiederholten Mal von seinem Platz eine Reihe hinter dem Regiepult auf und läuft zur Bühne, um seinen Darstellern und dem Inspizienten Verbesserungsvorschläge zu machen. „Ich spreche nicht gern ins Mikro", gibt er später zu.

Die Oper wird komplett (mit Übertitelung) auf Englisch gesungen. Da die meisten Darsteller aus dem angelsächsischen Raum stammen, hat man sich auf Englisch als Probensprache geeinigt. Auch dem Amerikaner John Fiore, der geduldig an seinem kleinen Pult im Orchestergraben sitzt, kommt das entgegen. Doch wenn nötig, wechselt er spielend ins Französische, um etwa Daniel Djambazian etwas zu erklären.

Das Internationale spiegelt sich ebenfalls in dem Werk wider. „Mich hat gerade die Verquickung von italienischer Musik und britischem Humor gereizt", erzählt der Regisseur. Er bescheinigt der Geschichte einen Monty-Python-Touch – für Oper eher ungewöhnlich. „Komödien sind in der Oper rar", erläutert Intendant Tobias Richter, der etwas erkältet nur kurz mal bei der Probe reinschaut.

Er hat das Werk zum Thema Mode – passend für Düsseldorf – in Auftrag gegeben. Richter: „Im Kino hat das Thema Mode bewiesen, wie reizvoll und theatralisch es mit seinen bunten Gestalten sein kann." Und Englisch sei eben die Standardsprache der Modewelt.

Die Geschichte erzählt von einer Verwechslung. Als das männliche Supermodel nicht zur Präsentation der neuen Kollektion im Hotel erscheint, schlüpft das Zimmermädchen Meli (gespielt von Kristen Leich) in die Hosenrolle und begeistert als männlicher Mel die Modewelt.

Das Stück bietet neben seinen frechen Texten jede Menge Situationskomik. Vor allem Bow und Scrape, zwei „Spielmacher", die die Handlung vorantreiben und von zwei Tänzern verkörpert werden (Tony Rizzi und Anton Skrypiciel), bieten mit ihrer übertriebenen Mimik und Gestik viele komische Momente.

Doch auch die Opernsänger sollen laut Michael Simon „einfach mal loslassen. Ich will die Spiellust der Sänger herauskitzeln", hat sich der regisseur vorgenommen. Bei den meist ernsten Opern sei das sonst nicht so möglich.

Premiere am 26. Januar, Karten unter Tel. 0211/8925-211.

 

Rheinische Post
21.01.2008

Interview mit Bühnenbildner Michael Simon
„Mehr Wahnsinn für Düsseldorf"
Die Rheinoper wagt sich wieder mal an unverbrauchte Stoffe: „The Fashion" zeigt die Modebranche als eine überdrehte Welt. Regie führt der in Niederkassel lebende Bühnenbildner Michael Simon.


"Oper und Mode - beides ist inszeniert", sagt Michael Simon.
Er führt Regie in der Oper „The Fashion", die am 26. Januar Premiere hat.
Foto: RP/Andreas Bretz

Sie werden am 25. Januar 50 Jahre alt. Tags darauf ist die Premiere. Da führt offenbar jemand geschickt Regie...

Simon Als ich vor einem Jahr das Angebot für „The Fashion" bekam, habe ich mich auch deshalb gefreut, weil ich wusste, dass ich an meinem Geburtstag nicht arbeiten müsste. An einer Oper ist der Tag zwischen der Generalprobe und der Premiere immer frei.

An einem Schauspielhaus ist das anders. Was macht Sie nervöser: die Premiere oder Ihr 50.?

Simon Ganz klar, die Premiere. Wir haben nur noch ein paar Tage für die Proben, und noch läuft nicht alles rund. Wir haben noch technische Probleme. Die neue drehbare Bühne will nicht so, wie ich es mir vorstelle.

So gar keine Probleme mit der 50?

Simon Ich habe höchstens das Gefühl: Wie, ich soll nach dieser kurzen Zeit wirklich schon 50 sein?

Wenn man Ihren Namen im Internet sucht, stößt man auf viele Michael Simons. Es gibt einen Rechtsanwalt in Hamburg, einen Volkskundler in Mainz und einen Musiker in den Niederlanden. Was wären Sie am liebsten, wenn Sie nicht zur Bühne gegangen wären?

Simon Volkskundler - das gefällt mir. Da beschäftigt man sich mit den Bräuchen anderer Menschen und deren Kulturen. Ich würde in einem langweiligen, alten Museum arbeiten, einem aus der wilheminischen Zeit, wohin sich jeden Monat nur fünf Besucher verirren würden. Es wäre ganz ruhig, und ich hätte viel Zeit. Ganz anders als jetzt: Der Zeit hinterherzurennen, das ist die große Krux im Theaterjob.

Zeit spielt auch bei „The Fashion" eine Rolle - die Oper dauert nur 75 Minuten.

Simon Das klingt nach wenig. Aber ich verspreche, dass in jeder einzelnen Minute extrem viel los ist. Da gibt es keine Arien, die zehn Minuten dauern. Und in diesen 75 Minuten darf nichts schiefgehen. Da beneide ich die Filmleute manchmal: Die können sich in ihren Schnitt-raum setzen und in Ruhe an ihrem Material herum tüfteln. Bei uns geht es nach knappen Proben - erst seit ein paar Tagen übrigens zusammen mit dem Orchester - gleich ab auf die Bühne.

Fast wie auf dem Catwalk. Da gibt’s auch wenig Vorlauf. Wie ist eigentlich Ihr Verhältnis zur Mode?

Simon Schauen Sie mich an. Ich liebe es pflegeleicht: Jeans, Pulli, Jacke - fertig. Spannend finde ich es, wenn in der Mode geforscht wird, neue Materalien und Stoffe verwendet werden, wenn Mode also zum Labor wird. Spannend sind auch Modezeitschriften, in denen die Fotografen quasi die Regie führen. Aber dann gibt es auch noch eine Diskrepanz zwischen dem, was darin gezeigt wird, und dem, was die Leute auf der Straße tragen. Auch hier in Düsseldorf.

Wo ist die Schnittstelle zwischen Oper und Mode?

Simon Beides ist inszeniert. Die Bühne ist nicht die Wirklichkeit, und der Laufsteg ist es ebenso wenig. Die Modebranche ist ein Zirkus mit Aufs und Abs und schillernden Stars wie Kate Moss. Erst wird sie mit Drogen erwischt, am nächsten Tag steht sie für eine neue Kampagne vor der Kamera. Ein bisschen davon würde ich mir für Düsseldorf wünschen: wilde Partys auf Hinterhöfen wie in Paris. Einfach ein bisschen mehr Wahnsinn.

Welchen Blick wirft „The Fashion" auf die Modebranche?

Simon Es ist ein sarkastischer Blick - auf eine überdrehte Welt. Kleider machen aus niemandem einen besseren Menschen. Mode wird überbewertet, sie trägt nicht wesentlich zur Verbesserung der Welt bei. Wie das Theater im Übrigen auch nicht. Es kann nur den Spiegel vorhalten.

Welches Bühnenbild gestattet der Bühnenbildner Simon dem Regisseur Simon?

Simon Das ist immer wieder neu. Man kommt in den Zuschauerraum und schaut auf die leere Bühne wie in eine schwarze Kiste. Dann gibt es eine Art Dialog mit dieser Kiste. Manchmal muss man da gar nichts reinstellen und nur beleuchten, oder es braucht nur ein minimalistisches Bühnenbild.

Aber bei „The Fashion" ist es eher üppig. Zu sehen ist ein Hotel, in dem alles spielt. Bis zum bitteren Ende...

Simon Genau. Am Ende wird gestorben. Und alle stehen wieder auf - zu viel sollten wir jedoch nicht verraten. Aber man kann sagen, es gibt jede Menge Humor à la Monty Python, woran unser Librettist - der Engländer Bob Goody - nicht ganz unschuldig sein dürfte.

Und die Musik dazu liefert ein Italiener: Giorgio Battistelli.

Simon Ja, diese Verbindung hat mich gleich zu Beginn neugierig gemacht. Auf eine zeitgenössische Oper, die weniger kopflastig ist, dafür aber mehr Witz und Drive hat.

Auch vom Stoff her ist „The Fashion" ja harmlos gegenüber dem einer Ihrer letzten Inszenierungen: Rolf Hochhuths „Heil Hitler". Er hat die Aufführung in Weimar verbieten lassen, weil Sie zwei fiese Nazis von Frauen spielen lassen wollten.

Simon Diese Zusammenarbeit war ein einmaliges Schockerlebnis. Hochhuth hält an dem Geist des Theaters der 60er Jahre fest. Er hielt es nicht für möglich, dass eine junge Schauspielerin einen 70-jährigen Chefarzt spielen kann. Das ist lächerlich.

Wie steht es denn um Ihre Verwandlungskünste? Werden Sie bei der Premiere ein extravagantes Outfit tragen?

Simon Ich werde meinen Geburtstag nutzen, um mir etwas zu überlegen. Zu figurbetont darf es allerdings nicht sein: Die tägliche Arbeit mit den durchtrainierten Models, die wir eigens für das Stück gecastet haben, zeigt mir, dass ich viel Bauchmuskeltraining machen müsste.

Ananda Milz und Jörn Tüffers führten das Gespräch.

Der Regisseur und Bühnenbildner Michael Simon, geboren 1958 in Neumünster, kam über die Bildende Kunst zum Theater. 1978 begann er ein Bühnenbildstudium bei Jürgen Rose an der Akademie für Bildende Künste in Stuttgart und arbeitete in dieser Zeit mit der Performance-Gruppe Famili. 1981 ging er nach New York, wo er als erste eigene Theaterarbeit "Memories Can't Wait" in der Performing Garage New York zeigte. 1982-1990 war er Bühnenbildner beim Frankfurter Ballett des US-amerikanischen Choreographen William Forsythe.
Ab 1990 schuf Simon Bühnenbilder für die Oper in Amsterdam, u.a. den Monteverdi-Zyklus in der Regie von Pierre Audi und als letztes dort "Writing to Vermeer" von Peter Greenaway, in Basel dann "Wozzek" und "Katja Kabanova" in Regie von Christof Nel. Erste Schritte als Regisseur machte er bei gemeinsamen Projekten mit dem Komponisten Heiner Goebbels im Frankfurter Theater am Turm. Schnell folgten auch seine ersten Operninszenierungen in Basel ("Die Menschen"), Darmstadt ("Der fliegender Holländer") und Bremen ("Moses und Aron"), ab 1998 dann regelmäßig zeitgenössisches Musiktheater an der Bonner Oper. 2004 inszenierte Simon die Uraufführung von "L'Espace Dernier" von Matthias Pinscher an der Opéra National Bastille in Paris.
Furore machte 1994 seine Schauspiel-Inszenierung "The Black Rider" nach Wilson/Burroughs/Waits am Theater Dortmund, die zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Es folgten Regiearbeiten an der Berliner Volksbühne, am Wiener Burgtheater, am Bayerischen Staatsschauspiel München und an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin, in Hannover, Karlsruhe, Dresden und Düsseldorf. Hier sind seine bekanntesten Arbeiten "Shockheaded Peter", "Stadt aus Glas", "Peer Gynt" und der "Sommernachtstraum". 2006 choreographierte Simon für das Bayerische Staatsballett sein Stück "In the country of last things".
Von 1998 bis 2004 war er Professor für den Fachbereich Bühnenbild an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.
Michael Simon

 

DIE WELT
20. Januar 2008

Mode auf der Opernbühne
In Düsseldorf wird am Samstag die Oper "The Fashion" uraufgeführt. Ein Gespräch mit dem Regisseur und mit dem Kostümbildner - über die Kö, über die Gesetze der Modebranche und über die Kunst, sich gut anzuziehen

Es ist 22 Uhr, die Gesprächspartner: Michael Simon, Theater- und Opernregisseur, und Stephen Galloway, Tänzer, Kostümbildner, Choreograf der Prêt-à-porter und Berater Mick Jaggers. Die beiden sind genervt, weil die Probe wegen Zugluft im Orchestergraben vorzeitig beendet werden musste. Doch bald hebt sich die Stimmung. Am Ende bittet der Regisseur den Kostümbildner, ihn beim Kauf einer neuen Jeans zu beraten.

Welt am Sonntag: Mode und Oper - das sind zwei Welten, die sich eher fremd sind. Hatten Sie je mit der Modebranche zu tun, Herr Simon?

Michael Simon: Ja. Das ist aber lange her. In den 70er-Jahren habe ich eine Zeit lang als Assistent einer Modefotografin gejobbt. Da habe ich gesehen, was es heißt, ein Model zu sein: 2000 Fotos am Tag. Ein Wahnsinn, diese Materialhaftigkeit! Es gibt da ja keinerlei inhaltliche Auseinandersetzung wie beim Theater. Mode ist inhaltsleer.

Stephen Galloway: Es ist ein Hardcore-Business. Du bezahlst die Models, und sie machen, was du willst. Der Körper ist ihr Kapital.

Simon: Und wenn dieser Körper nicht mehr genügt, dann kannst du dich verabschieden. Diese Gnadenlosigkeit ist vielleicht doch mit der Oper vergleichbar: Ein Sänger, dessen Stimme nicht mehr funktioniert, hat auf der Bühne auch nichts zu suchen. Beim Sprechtheater ist das anders, da hast du viele Möglichkeiten, etwas auszudrücken, auch wenn du heiser bist und nur noch krächzen kannst.

Die Oper "The Fashion" geht nicht gerade zimperlich mit der Modebranche um. Es ist eine Satire.

Simon: Das ganze ist eine absurde Komödie, eine Farce, ausgestattet mit bitterstem schwarzem Humor. Im Grunde ist es eine sarkastische Aschenputtel-Geschichte. Ein Zimmermädchen wird als Model entdeckt. Und für ihre Karriere fängt diese Frau an zu killen. Die Figuren sind überzeichnet wie Karikaturen.

Auch die reale Modewelt ist besiedelt mit Leuten, die wie ihre eigenen Karikaturen wirken.

Galloway: Das ist nicht mehr so wie früher. Die Lagerfelds und Westwoods, von denen immer geredet wird, sind ja mittlerweile auch schon älter, und die jüngeren Designer sind ganz anders.

Dennoch: Die Modebranche ist nicht gerade für ihren Humor bekannt. Glauben Sie, dass Modemacher über diese Mode-Oper lachen können?

Galloway: Modenschauen sind knochentrockene Veranstaltungen: zehn, elf Minuten, in denen es darum geht, eine Idee zu verkaufen, dann ist alles wieder vorbei. Dafür wird ein Riesenaufwand getrieben. Das ist doch komisch. Außerdem ist in der Mode viel Geld im Spiel. Wer viel Geld hat, kann es sich leisten, mal zu lachen (er lacht).

Simon: Es ist auch eine Oper wider den deutschen Ernst. Hier fragen alle: Oper und Mode - passt das denn zusammen? Kann man das machen? Giorgio Battistelli, der Komponist, ist Italiener, und Bob Goody, sein Librettist, ist Engländer - die kennen das Problem überhaupt nicht. Die sagen: Hey, eine Oper über Mode, das ist cool, lass und das machen. Just do it! (Er schnippt mit den Fingern)

Aber mit Verlaub, Herr Simon, Sie sehen nicht gerade so aus, als wären Sie ein großer Modefreund.

Simon: Die modischsten Jahre meines Lebens hatte ich in meiner Jugend. Zum Abitur trug ich einen grünen Frack mit Rüschenärmeln aus dem Fundus der Comédie francaise. Den habe ich in Paris auf dem Flohmarkt gekauft. Dazu weiße Satinhosen, hohe Absätze, lila Lippenstift, lackierte Fingernägel und eine Schmetterlingsbrille.

Galloway: Wunderbar!

Simon: Mein Chemielehrer sagte nach der Abiprüfung, eigentlich wär's eine 5 gewesen. Nur weil er sich nicht den Vorwurf einhandeln wollte, mich zu diskriminieren, gab er mir eine 4. Mein Sinn fürs Aussehen hat also mein Abitur gerettet. Dass ich heute so wenig modisch gekleidet bin, liegt nur daran, dass ich keine Zeit habe. Das Bewusstsein für Mode braucht Zeit...

Galloway: (schüttelt heftig den Kopf): Oh no! Das ist so einfach. Du brauchst doch nur zu Zara oder H&M zu gehen. Es kommt auf die Kombinationen an - und auf deine Vision. Ich trage manchmal billige Sachen, und alle denken, ich hätte weiß Gott was gekauft.

Simon: In diesem Sinn ist Mode wie Theater: ein Schauspiel, eine Behauptung, eine Lüge.

Galloway: Und es ist ein Luxusspiel, das nur innerhalb eines Clubs funktioniert. Wenn du eine Tasche von Hermes trägst, dann ist es wichtig, dass es Leute gibt, die auch wissen, dass das eine Hermes-Tasche ist, die 8000 Euro kostet. Ich war übrigens heute zum ersten Mal auf der Königsallee unterwegs...

Und? Haben Sie Glamour gesehen?

Galloway: Das Glamouröseste, was ich heute gesehen habe, war eine alte Frau, die einen riesigen Pelzmantel trug (Er macht weit ausgreifende Bewegungen). Und darunter trug sie pinkfarbene High-Heels. Solche Dinger waren das! (Er zeigt zwei handbreit auf dem Tisch) Sie unterhielt sich mit einem Mann, der auf der Straße Zeitungen verkaufte.

Könnten sich denn Mode und Theater gegenseitig befruchten?

Simon: Das geht meistens schief. Karl Lagerfeld hat vor ein paar Jahren Kostüme für die Salzburger Festspiele gemacht, das war stinklangweilig. Genauso daneben gingen die Versuche einiger berühmter Architekten mit Bühnenbildern.

Woran liegt das?

Simon: Am Zeitbegriff. Im Theater hast du diese paar Stunden, und es geht darum, diese Zeit zu formen. Architekten bauen für die Ewigkeit. Das geht nicht zusammen.

Aber auch Theatermacher sind beeinflusst von Moden. Und müssen sie nicht die Ausdrucksformen der aktuellen Mode kennen, wenn sie irgendwie zeitgemäß wirken wollen?

Galloway: Umgekehrt. In einer Modeoper wie "The Fashion" müssen die Kostüme so theatralisch sein wie nur möglich. Das Gegenteil von Prêt-à-porter.

Simon: Theater bleibt immer Theater. Ich will das mal an einem anderen Beispiel erklären: Der Dirigent und Komponist Pierre Boulez wollte früher die Opernhäuser in die Luft sprengen. Dieser Mann hat zusammen mit dem Theater-Umstürzler Christoph Schlingensief den "Parsifal" in Bayreuth gemacht. Es kam aber doch keine Revolution dabei heraus, sondern wieder nur Theater. Es blieb immer noch dieselbe Oper. Und genauso widersetzt sich dieses Genre auch allen Gesetzen des Kommerzes, die in der Mode gelten.

Galloway: Theater ist magisch.

Von Das Gespräch Moderierte Andreas Fasel

* Giorgio Battistelli (Musik), Bob Goody (Text), John Fiore (musikalische Leitung): "The Fashion", Rheinoper Düsseldorf, Premiere: 26. Januar, 19.30 Uhr. Karten und Termine unter www.rheinoper.de

 

Corriere della Sera
17 gennaio 2008

The Fashion A Düsseldorf in "prima" mondiale la novità del compositore italiano con libretto di Bob Goody
Moda all' opera
Stilisti, passerelle, star:
un thriller il debutto delle sfilate nella lirica

MILANO - Il drappo di seta viene strappato in due. Un gesto netto, uno squarcio progressivo, inesorabile. Acuminato e soffice, che sa di piacere e di dolore. Inizia così e così si chiuderà The Fashion, la nuova opera di Giorgio Battistelli ispirata a uno dei fenomeni più prepotenti e controversi dei nostri anni: la moda. "Un'opera sulla moda per far diventare moda l' opera", recita lo slogan della Opernhaus di Düsseldorf, dove il 26 gennaio, non a caso durante la settimana delle sfilate, The Fashion debutterà in prima mondiale, sul podio John Fiore, regia di Michael Simon, costumi di Steven Galloway.

"Düsseldorf è la capitale tedesca della moda, una realtà che ho tenuto ben presente quando mi hanno commissionato l' opera", sostiene Battistelli, compositore tra i più apprezzati del panorama italiano di oggi, capace di catturare e integrare in partitura i suoni del mondo che va a raccontare. Emblematico il suo Experimentum mundi, affresco di memorie sonore con un gruppo di artigiani in scena a percuotere i loro ferri del mestiere. Stavolta, tra gli strumenti dei musicisti della Deutsche Oper am Rhein, compariranno pezzi di stoffa. Da carezzare, stropicciare, far frusciare su microfoni a evocare, amplificato e deformato, il loro linguaggio. "Sete, cotoni, rasi - elenca Battistelli -. La materia prima di quella fabbrica del glamour diventata una delle industrie trainanti della nostra epoca. Un segno dei tempi. Ma il tema richiede ironia, la grande assente dell' opera contemporanea. Così stavolta la musica si terrà su toni leggeri, con tocchi swing e jazz". Fondamentale in questa chiave il libretto. "Dopo vari tentativi la scelta è caduta su Bob Goody, un inglese spiritoso che viene dalla scuola Monty Python e dal musical. Che ha scritto una storia, anzi una black comedy, pervasa di erotismo e di ambiguità sessuali".

Protagonisti una capricciosa stilista milanese, Maria Maria ("Un omaggio alla capitale mondiale della moda", precisa Battistelli), il suo viziatissimo toyboy Tarquin, star della passerella e rivale dell' avvenente Mel. Che però, come in Victor Victoria, si scoprirà essere in realtà una donna, Meli. Altro che niente, sotto il vestito le sorprese e i gossip sono tanti. "E non tutti patinati come si potrebbe immaginare. In un crescendo "rossiniano" affiorerà il risvolto "nero" delle passerelle, una serie di morti assurde, misteriosi omicidi, modelle consumate dall' anoressia". Una sarabanda di splendori e orrori, di fascino e squallore, di egoismi, superficialità, volti a un' unico traguardo: la costruzione dell' immagine. "Un gran gioco terribile che non ammette soste, perplessità. Il meccanismo della moda non si ferma mai. Secondo le regole feroci dello show mediatico la tragedia si trasforma in spettacolo e, nonostante il back stage costellato di atrocità, la sfilata andrà in scena. Battezzata cinicamente dalla sua ideatrice "Collezione bagno di sangue"".

Una visione grottesca, tragicomica, paradossale. Battistelli, grande appassionato di cinema, confessa di aver qui pensato a Prêt à porter e a Il diavolo veste Prada. "Ma ho ben tenuto in mente anche le cronache. Riferimenti a fatti e persone sono puramente casuali, ma non per questo meno verosimili. Pur intrisa di humor, quest' opera allude a fatti e misfatti reali, a tic e manie ben noti". Gli addetti ai lavori non faticheranno a riconoscere codici e idiomi, forse azzarderanno nomi. Difficile prescindere da alcuni eventi "epocali": "Penso al delitto Versace, rimasto così oscuro, penso alle tante giovani donne che si sono annientate tra droghe e diete selvagge. Corpi da usare senza pietà, ragazze morte di lavoro sul lavoro. La moda, come un moloch, chiede sacrifici umani".

Eppure proprio quei corpi annichiliti sono diventati il riferimento estetico di molti. "Appiattire le donne e rendere gli uomini effeminati fa parte di quel "Sex appeal dell' inorganico". Una sessualità astratta, artificiale, che rende quei personaggi inquietanti, belli ma solo da guardare da lontano. Un po' come i vestiti che indossano, assurdi, fatti per scioccare, quasi mai per essere indossati. E la griffe, un tempo distintivo sociale, oggi dopo quell' omologazione del gusto anticipata da Pasolini, è diventata merce per tutti. Un segno di massificazione e conformismo".

Giuseppina Manin

 

il giornale della musica
01
08

BATTISTELLI The Fashion debutta a Düsseldorf
Sotto il vestito un canto
"Volevamo affrontare la grande assente del teatro musicale di oggi: l’ironia"

Un modello, Tarquin, che non arriva in tempo alla presentazione della nuova collezione di Maria Maria, capricciosa stilista milanese di cui è anche il giocattolo personale. La cameriera Meli che travestita da "Mel Martini" ne prende il posto, facendo perdere la testa in uguale misura a donne e uomini. Un incessante viavai di giornalisti ficcanaso, di facchini sentimentali e un colorato parterre di ballerini e modelli (c’è anche un ascensore depresso impegnato in un duetto con Maria). Sono gli ingredienti di The Fashion, commedia nera scritta dall’inglese Bob Goody e messa in musica da Giorgio Battistelli, che andrà in scena in prima assoluta alla Deutsche Oper am Rhein di Düsseldorf il prossimo 26 gennaio: "Il progetto è nato nel 2003 quando Tobias Richter, sovrintendente dell’Opera di Düsseldorf, ha proposto al regista Dan Jemmett, con cui stavo lavorando in quel periodo, di scrivere per Düsseldorf, capitale tedesca della moda, un’opera sul mondo della moda - ci racconta Bob Goody, attore e drammaturgo, alla prima esperienza come librettista. - Mi considero soprattutto un attore, anche se ho scritto commedie, sit-com, qualche musical e ‘performance poetries’ comiche. Per di più non sapevo nulla né di opera né di moda! Ma Dan, che avrebbe dovuto occuparsi della regia, ha insistito perché scrivessi io il libretto ed anche Tobias mi ha incoraggiato dopo averne visto il primo trattamento ed apprezzato il tono scherzoso e brillante. Lavorandoci, mi sono reso conto che era come scrivere un enorme poema per la scena, anche se ho dovuto fare i conti con la struttura tipica di un’opera con recitativi, arie e pezzi d’insieme, a cui non serve pensare scrivendo un testo per il teatro, per non parlare poi delle rime. Ho dovuto anche tagliare drasticamente il materiale originario, riducendo sia il numero dei personaggi, eccessivo per un’opera sia la lunghezza del testo: un testo cantato è infatti tre volte più lento del parlato".

Quello di Bob Goody colpisce in effetti per il tono leggero, quasi da musical ("Il mio libretto è per metà opera e per metà musical"), apparentemente lontanissimo dai mondi immaginari di Battistelli.

A che si deve questa scelta insolita?

"Il libretto di Goody mi è sembrato interessante per l’opportunità di affrontare la grande assente del teatro musicale di oggi: l’ironia, che nella musica contemporanea ha un posto marginale, periferico - spiega Battistelli. - In linea con la consegna del verbo adorniano, la Neue Musik doveva doveva essere in negativo rispetto al modello borghese di teatro e parlare di cose profonde, impegnate. La musica contemporanea può aprirsi al massimo al grottesco, mai al comico. Noi compositori contemporanei siamo più portati ad affrontare il dramma, il suono non riesce ad esprimere la leggerezza. The Fashion sarà invece un’opera leggera anche nel linguaggio musicale: l’orchestrazione trasparente, la scrittura non densa ma contrappuntistica, con le voci ovviamente molto presenti".

Dunque una nuova sfida per Battistelli, prolifico compositore d’opera ("Per me la scrittura è un esercizio quotidiano. Sono continuamente attratto dalla vertigine della pagina bianca", dice), e occasionalmente librettista spesso interessato a soggetti della grande letteratura anche cinematografica, come Prova d’orchestra o il più recente Miracolo a Milano.

È stata una collaborazione difficile quella con il librettista, su un soggetto così particolare?

"In questi anni ci siamo incontrati più volte con Bob Goody ed abbiamo limato, tagliato, rimontato il testo originario. La vera difficoltà comunque è stato il tema e soprattutto come farlo emergere: il ruolo della moda nella società occidentale, il modo in cui viene presentata, la sua funzione economica sono i temi che volevano affrontare e forse ci siamo riusciti attraverso la narrazione. La dimensione narrativa dell’opera mi affascina ", una dimensione molto presente in tutto il teatro musicale di Battistelli, che ci anticipa che anche la sua prossima opera sarà tratta da un classico della cinematografia italiana: Divorzio all’italiana. Il debutto è previsto nella prossima stagione all’Opéra di Nancy et Lorraine e Battistelli promette che "anche questa sarà un’opera leggera, ma molto più dinamica di The Fashion. L’ho pensata come un’opera rossiniana".

L’allestimento sarà curato da Michael Simon (regia e scene) e Steven Galloway (costumi); John Fiore dirigerà i Düsseldorfer Symphoniker. Protagonisti Kristen Leich (Meli/Mel), Jeanne Piland (Maria Maria), Jörg Waschinski (Tarquin), Steven Harrison.

www.rheinoper.de

Stefano Nardelli