Frankfurter Rundschau
6. Oktober 2008

Oper "Barbier von Sevilla"
Eleganz und Allerlei
VON GEORG RUDIGER

So lange der Vorhang im Festspielhaus Baden-Baden geschlossen bleibt, ist alles gut. Die Ouvertüre zu Rossinis "Barbier von Sevilla" beginnt bei Thomas Hengelbrock nicht mit einem schneidenden, brutalen Orchestertutti, wie das sonst häufig zu hören ist, sondern mit einem vitalen Weckruf, der verführt, nicht vergewaltigt. Tänzerische Leichtigkeit liegt über der Szenerie. Man entdeckt Verzierungen, die man nicht kennt - die Streicher flüstern zärtlich ihre Begleitfiguren. Und auch, wenn das Allegro con brio beginnt, und sich das Tempo um mehr als das Doppelte beschleunigt, bleibt die Eleganz erhalten, die in der fantastischen Akustik des Festspielhauses in jeder Nuance erlebt werden kann. Dann öffnet sich der Vorhang.

Bereits nach wenigen Augenblicken ist klar, dass Bartlett Shers Inszenierung da nicht mithalten kann. Ein gepuderter Mann mit Perücke, goldenem Gehrock und Schnallenschuhen (Dr. Bartolo alias Maurizio Muraro) sitzt schlafend auf einem Stuhl, ein schrulliger Alter mit weißem langen Haar, der ein bisschen aussieht wie Catweazle (Rob Besserer als Diener Ambrogio), geistert wirr über die Bühne (Kostüme: Catherine Zuber). Dieser Ambrogio wird im Laufe des Abends noch mehrfach einschlafen, eine Rolle rückwärts machen, von einer Explosion zerzaust und von einem Orangenbaum begraben werden (Bühne: Michael Yeargan). Witzig ist leider nichts davon.

Bartlett Shers Inszenierung, die 2006 in der New Yorker Metropolitan Opera Premiere hatte und live in die Kinos der USA übertragen wurde, setzt auf flachen Klamauk und opulente Kostüme. Kein Wunder, dass der Regisseur, der seine Mantel- und Degen-Ästhetik schon im Sommer in "Roméo et Juliette" bei den Salzburger Festspielen vorführte, normalerweise Musicals in Szene setzt. So ist das manchmal bei Opernproduktionen im Festspielhaus Baden-Baden. Ein erstklassiges Solistenensemble, ein inspiriertes Orchester und ein charismatischer Dirigent treffen auf ein szenisches Allerlei.

Anlässlich des 10jährigen Jubiläums des erfolgreichen Hauses hatte Intendant Andreas Mölich-Zebhauser vor wenigen Wochen noch das Ende des Regietheaters verkündet und versprochen, im Festspielhaus Baden-Baden eine neue Regieästhetik zu entwickeln, die wie einst im Neu-Bayreuth der Nachkriegsjahre Abstraktion mit psychologisch ausgeloteter Personenregie verbindet. Mit solch altbackenen, zwischen Kostümball und Komödienstadl angesiedelten Inszenierungen wird er dieses Ziel nie erreichen.

Musikalisch funkelt dieser "Barbier". Neben Hengelbrock ist das das Verdienst des auf historischen Instrumenten spielenden Balthasar-Neumann-Ensembles. Das Parlando der Rezitative wird vom genau artikulierenden Orchester unterstützt. Immer wieder wie bei "Largo al factotum", der Auftrittsarie des Figaro oder dem vibrierenden ersten Finale ist es das Orchester, das die Rädchen ineinandergreifen lässt und enorme motorische Energie in Gang setzt, in die die Sänger ihre Koloraturen fädeln.

Im Solistenensemble überragt Franco Vassallo als Figaro. Nicht nur durch seinen so beweglichen wie voluminösen Bariton steht er im Zentrum des Geschehens. Mit seiner darstellerischen Präsenz zieht er die Fäden in diesem Spiel der Irrungen und Wirrungen. Da hat es Lawrence Brownlee als Graf Almaviva nicht leicht. Besonders im Lyrischen überzeugt der Amerikaner mit seinem koloratursicheren, leicht knödelnden Tenor und seiner exakten Linienführung. Auch die Rosina von Anna Bonitatibus zeigt diese Leichtigkeit. Und offenbart im tiefen, wohltönenden Mezzoregister, dass sie die Emanzipation von ihrem Oheim Bartolo längst vollzogen hat. Erotische Spannung kommt zwischen Rosina und Almaviva trotzdem nicht auf, was der Regie zuzuschreiben ist. Die übertriebene Mimik und Gestik der Protagonisten scheint der Stummfilmzeit entnommen. Und wenn Almaviva vor Rosina auf die Knie fällt und sie mit ein paar Hüftdrehungen antwortet, dann lächelt man höchstens peinlich berührt.

Die Choristen des Balthasar-Neumann-Chores, die als Musiker bei der Balkonszene ein wenig so aussehen wie die Takatuka-LandPiraten bei "Pippi Langstrumpf" können ihren verstaubten Kostümen jedoch musikalisches Leben einhauchen. Und Thomas Hengelbrock verleiht mit seiner freien Gestaltung der Tempi und seinem großen Sinn für musikalische Atmung diesem vom äußert lachfreudigen Publikum gefeierten "Barbier" jene Natürlichkeit und Menschlichkeit, die zwischen Puder und Perücke nicht zu finden ist.

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Dokument erstellt am 05.10.2008 um 16:52:01 Uhr
Letzte Änderung am 06.10.2008 um 11:24:38 Uhr
Erscheinungsdatum 06.10.2008

 

klassik.com
4. Oktober 2008

Festspielhaus Baden-Baden, 03.10.2008
Ein Tollhaus des Opernvergnügens
Der drehwurmartige "Elan vital" war mitreißend

Kritik von Prof. Egon Bezold

Zum Auftakt der Herbstfestspiele schrieb das Festspielhaus Baden-Baden zum zehnjährigen Jubiläum ein charmantes Regie-Kapitel zu Rossinis ungebrochen populärster Oper ‘Il Barbiere di Siviglia’. Ein Eigengeschöpftes war es allerdings nicht. Denn mit vielem, worüber das Publikum jubelte, machte schon 2006 an der Metropolitain Opera New York der Regisseur Bartlett Sher Furore.

Köstlich sind die Einfälle allemal, die Sher aus seiner Regiefeder flossen und die Bühnenbildner Michael Yeargan für das Festspielhaus koordinierte. Alles ist hier szenisch wohlgefällig auf die musikalischen Konstellationen abgestimmt, da Rossinis Wirbeleien ja ein schnelles Reagieren verlangen. Da darf man die Räume auf der Bühne nicht mit Requisiten zupflastern. Deshalb werden Türen kurzerhand hin und her bugsiert, und das funktioniert auch fabelhaft. Der Barbier fährt im mobilen Gefährt mit reichem Frisör-Inventar durch die Gassen. Zur meteorologischen Illustration des Gewitters wird einfach ein mit düsteren Wolkengebilden bemalter Vorhang über die Bühne gezogen. Was die Regie auch immer auf der Bühne fabriziert, nimmt sich detailfreudig aus, verspielt, augenzwinkernd charmant und prächtig buffonesk und verrät eine exzellente Personenführung bis in die Fingerspitzen. So wenn Doktor Bartolo bei der musikalischen Vorführung seines Mündels (mit dem verkleideten Grafen Almaviva am Klavier) sich zum Schlaf des Gerechten auf dem Notenständer abstützt. Da das ‘Melodramma buffo in due atti’ vom Übersteigerten lebt, dürfen die Gestalten in finessenreichen Kostümen agieren. Und da entwickeln sie auf geschmackvolle Weise höchste Geschäftigkeit, bezwingende Komik stets abseits von grobem, derbem und vulgärem Klamauk.

Dass die Aufführung schon nach ein paar Takten der Ouvertüre so richtig abhebt und man erst zum Schluss wieder auf die Füße kommt, mag in erster Linie – ungeachtet des inspirierenden Rossini-Gesangs – ein Verdienst von Matthias Hengelbrock sein. Man wird des Zuhörens nicht müde, was das historisch besetzte Balthasar-Neumann-Ensemble aus dem Orchestergraben zaubert: Brio, Witz, Tempo, aber auch scheinbar melancholisch tragische Ahnungen, was ja Rossinis Buffo ebenfalls zu bieten weiß. Hengelbrock meint, es sei extrem sinnvoll, Rossini historisch informiert zu spielen, denn auf diese Art und Weise lasse sich das ‘con spirito’ viel besser umsetzen als es mit modernen Instrumenten realisierbar wäre. Außerdem träten die Instrumentalfarben viel deutlicher hervor. So entstehe ein Spaltklang, der ein viel größeres Farbspektrum ermögliche. Man darf ihn ruhig beim Wort nehmen. Keine Frage: da wird dem big sound, dem harmonisch verrundeten, traditionell in Opernhäusern realisierten Klangbild eben gründlich der Garaus gemacht. Rossini schielt durch die historische Brille. Dieser entstaubte, grotesk wild, kantig, hintergründig klingende Rossini redet mit den Zuhörern. Denn Lautmalereien stecken ja nicht nur in der Gewittermusik, sondern auch in den Begleitfiguren, wenn Basilio seine Verleumdungsarie (La calunnia) artikuliert, und man förmlich durch den eigentümlichen Klang hört, wie der Wind um die Ecken fegt.

Hengelbrock und seine Equippe lassen ihrem Opernvollblut die Zügel schießen. Die wie Dampflokomotiven abzischenden Crescendi und Accelerandi, die Rossinis Musik unaufhörlich ins Kreiseln und Taumeln bringen, die pointiert eingesetzten instrumentalen Effekte entfachen irre Turbulenzen bei umwerfender Motorik.

Das konnte den Sängern nur recht sein. Hengelbrock meint: ‘Ein historisch informiert spielendes Orchester bringt ungefähr fünfzig Prozent weniger Klangmasse ein…die Sänger kommen viel besser durch. Und werden im heutigen Opernbetrieb nicht viele schöne Stimmen regelrecht kaputt gemacht?’

In prächtige Komödienlaune spielte sich die Rossini-Truppe ohne den Eindruck zu erwecken, Rossini böte nur eine Abfolge von hoch virtuosen Konzertnummern für koloraturengewandte Naturen. Mit Spielwitz sind sie alle bei der Sache, kultivieren Parlando gelenkig besten Rossini-Stil. So die prächtige stimmgelenkige Rosina der Anna Bonitatibus, die ihren warm timbrierten Mezzo in höchste Lagen hinauf schwirren lässt (una voce poco fa). Und der Barbier? Seine Tiraden in der Auftrittskavatine preist Franco Vassallo bravourös und temperamentvoll auf frische beherzte Art - ein mit allen Wassern gewaschener Drahtzieher und richtiger Hansdampf in den Gassen von Sevilla. Bei aller buffonesken Agilität weiß er wohl die klamottig-derben Effekte zu zügeln. Als Graf Almaviva imponiert Lawrence Brownlee mit gelenkigen Koloraturen und hellem tenoralem Timbre. Pfiffig gibt Maurizio Muraro den Doktor Bartolo, perfekt im Feuerwerk des Parlando (A un dottor della mia sorte). Sehr flexibel, frei von dröhnenden Chargen, schlüpfte Reinhard Dorn in die Figur des Don Basilio. Wunderbar Rob Besserer in der stummen Rolle des Ambrogio.

Erfreulich, das sich die Stimmen im reich gestalteten Ziergesang homogen zum virtuosen Ensemble fügten, um Rossinis sprühende Musik zu beleben. Die Beschleunigungsschübe im Finale des ersten Aktes, wenn Graf Almaviva in das Haus des Doktor Bartolo eindringt und das Einziehen der Wache chaotische Zustände auslöst, werden mit großer Präzision gemeistert.

Jubel über eine Inszenierung von sympathischer Machart und hoher Musikalität. Das Publikum applaudierte heftig, weil Rossini mit seinem drehwurmartigen élan vital die Zuhörer hemmungslos herumwirbelte - ein richtiges Tollhaus des Opernvergnügens. Daran hatten Balthasar-Neumann-Chor und Ensemble großen Anteil.

 

klassik.com
6. Oktober 2008

Festspielhaus Baden-Baden, 03.10.2008
Kernspaltung bei Rossini
"Il Barbiere di Siviglia" in Baden-Baden

Kritik von Tobias Pfleger

Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Baden-Badener Festspielhauses gibt es viel zu feiern. Am besten mit Bekannten, mit denen man schon lange verbunden ist. Einer von diesen ist der Dirigent und programmpolitische Kreativkopf Thomas Hengelbrock, der am letzten Wochenende die musikalische Leitung von Rossinis ‘Il Barbiere di Siviglia’ übernahm. Schon mehrmals nahm er sich der fordernden Aufgabe an, im Bereich der italienischen Oper des 19. Jahrhunderts nach den historischen Aufführungsbedingungen zu fragen und diese in einen modernen Kontext zu integrieren. Was allein das Orchester angeht, scheint dies eine überaus lohnenswerte und auch künstlerisch auf überzeugende Weise lösbare Aufgabe. Das bestens disponierte Balthasar-Neumann-Ensemble scheute, so einige Anmerkungen im Programmheft, kaum eine (logistische) Herausforderung, um selbst das kleinste Detail an instrumentaler Färbung mit den von Rossini angezeigten Mitteln zum Klingen zu bringen. Schwierig gestaltet sich eine historisch fundierte Auseinander- und künstlerische Umsetzung mit der Belcanto-Oper aber immer noch im vokalen Bereich, was das Gesamtergebnis nicht unerheblich betrifft. Denn so differenziert und mit immensem Farbenreichtum auch immer Thomas Hengelbrock die orchestrale Begleitung zu gestalten vermochte – das Herzstück der Belcanto-Oper ist der Gesang. Und gerade hier fand die hohe Subtilität der instrumentalen Ausformung keine ebenbürtige Parallele. Denn wenn vom Sänger in der Belcanto-Oper eines gefordert ist, dann Variabilität, Gestaltungsreichtum, Improvisation, individuelle Anreicherung. Dadurch tut sich zwischen der historisch informierten Interpretationskultur des Orchesters und dem vokalen Bereich ein Spalt auf. Obwohl die vokalen Leistungen als hochklassig und – allgemein betrachtet – als durchaus in sich differenziert gelten dürfen.

Ein merkliches Ungleichgewicht bildeten zudem musikalische Gestaltung und szenische Umsetzung. Was die Sänger und Instrumentalisten auch an Differenzierung und subtiler Ausgestaltung boten, fand in der Regie keinen ebensolchen Widerpart. Die von der Metropolitan Opera New York übernommene Inszenierung von Bertlett Sher schlug Rossinis ‘Melodramma buffo’ vollends der komödiantischen Seite zu, ohne sich um doppelte Böden, Subtexte und ambivalente Lesarten zu kümmern. Stattdessen wurde jede Szene mit einer Menge heiterer Elemente ausstaffiert, Slapstick-Einlagen nach gegenwärtigem Gusto eingeschlossen. Wie auch die sängerische Leistung, zeigte sich die szenische Umsetzung dabei durchaus als in sich geschlossen und als Einzelelement ohne künstlerische Unzulänglichkeiten. Nur eben im Gesamtpaket, und das ist eine Oper dann eben doch in allerhöchster Ausprägung, fielen die Einzelschichten etwas auseinander, konnte die eine künstlerische Schicht mit der detailreichen Ausgestaltung der anderen nicht ganz Schritt halten.

Unter den Vorzeichen einer durch und durch humorvollen, vergnüglichen Lesart betrachtet, bot die Inszenierung kaum Schwächen. Ohne falschen künstlerischen Ernst auf die heitere italienische Oper übertragen zu wollen, zeigte der Regisseur die Inszenierung als eben solche: Die Akteure bewegten das Bühnenbild selbst, legten selbst Hand an die Präsentation ihres Bühnenspektakels. Das eröffnete nicht nur die Möglichkeit, aufwändige Effekte mit einfachen Mitteln darzustellen (etwa die Gewitter-Szene), sondern gleichzeitig das Ausgestellte als solches zu präsentieren: kein Theater-Als-ob, sondern explizit gemachte Produktion von Theater.

Dass dabei sämtliche Sänger ihre schauspielerischen Aufgaben überzeugend erfüllten, war Grundbedingung für das Gelingen dieser von Catherine Zuber (Kostüme), Michael Yeargan (Bühnenbild) und Christopher Akerlind (Licht) ausgestatteten Inszenierung. Heimlicher Star des Abends war freilich der stumme, sichtlich Parkinson-geschädigte Diener Ambrogio, dargestellt von Rob Besserer.

Im Bereich des Vokalen konnten die Zuschauer im gut gefüllten Baden-Badener Festspielhaus durchweg tadellose bis sehr gute Leistungen bestaunen. Lawrence Brownlee als Graf Almaviva musste wegen der dynamisch bestens abgestimmten Orchesterbegleitung nie forcieren. So konnte er, auch ohne das, was man eine große Stimme zu nennen pflegt, seine Rolle mit großem Farbenreichtum wirkungsvoll in Szene setzen. Auch wenn gegen Ende des zweiten Akts nicht mehr jede Koloratur so samtweich gelang wie anfangs und er etwas erschöpft wirkte, konnte Brownlee als Graf überzeugen, dessen weiches Timbre sich gerade mit den Klangeigenschaften der historischen Instrumente, allen voran den Streichern, sehr gut mischte. Sowohl sängerisch als auch darstellerisch brillierte Franco Vassallo als Figaro. Mit deutlich mehr stimmlicher Kraft ausgestattet, ließ er Brownlee zwar stellenweise kleiner erscheinen als letzterer eigentlich war, in den Solopassagen aber setzte er seinen geschmeidigen Bariton sehr wirkungsvoll ein, dabei durchaus dynamisch abgestuft und mit fabelhafter Diktion. Nicht weniger exquisit gerierten sich Maurizio Muraro als Doktor Bartolo und Reinhard Dorn als Don Basilio, wobei letzterer gegen Ende stimmlich etwas unbeweglicher wirkte als bei seinem ersten Auftritt. Maurizio Muraro präsentierte sich als tadelloser Bartolo, der die Tölpelhaftigkeit seiner Rolle mit satter, beweglich geführter Stimme nicht zu sehr unterstrich. Die Sängerin der Rosina, Anna Bonitatibus, wirkte anfangs noch etwas gedämpft, konnte dann aber im Laufe ihrer Karriere zur Geliebten ihre vokale Kraft vollends entfalten.

Uneingeschränktes Lob gilt dem glänzenden Orchester (mitsamt Chor), das in Rossinis ‘Barbier’ eine Farbigkeit entdeckt und dem Hörer instrumentale Schichten entblättert, die kaum je so sorgsam gestaltet hörbar werden. Einen erheblichen Anteil daran hatten zweifellos die historischen Instrumente mit ihrer deutlich ausgeprägten Eigenfarblichkeit; dadurch konnte ein Klangfarbenzauber allerhöchster Güte entfacht werden. Entscheidend war allerdings neben dem rein Materiellen der verwendeten Instrumente der Dirigent Thomas Hengelbrock, der für jede Szene einen eigenen Klang zu entfachen vermochte, dabei die Atmosphäre jeder Szene mit subtil heraus gearbeiteten artikulatorischen Differenzierungen und klangfarblichen Finessen treffend charakterisierend. Hengelbrock machte auf vortreffliche Weise deutlich, welche Rolle die orchestrale Untermalung selbst in der vokal dominierten Belcanto-Oper einnehmen kann: die des Farbgebers und subtilen Hintergrundzeichners.

Dass allerdings die Gesamtheit aller künstlerischen Schichten leicht auseinander fiel, somit der Kern dessen, was eben die komplexe Faktur der Oper ausmacht, gespalten war, trübte ein wenig das Vergnügen dieser gelungenen, in einigen Bereichen erstklassigen Produktion, die in ihren Einzelelementen überzeugen konnte.

 

Koelnische Rundschau
06.10.08

Oper
Ein Barbier mit Biss
Baden-Baden zeigt Bonn, wie man ein Festspielhaus betreibt. Die Produktion der Metropolitan Opera bot eine schnörkellose Inszenierung von Rossinis „Il barbiere di Siviglia."

Von Curt J. Diederichs


Vorzeigemodell: Blick ins Innere des Festspielhauses. (Bild: dpa)

BADEN-BADEN - Da kam doch wirklich ein „Barbier" aus New York nach Baden-Baden, um sich als Faktotum der schönen, besser: der großen Opernwelt zu präsentieren, Figaro hier, Figaro da ... Gioachino Rossinis „Il barbiere di Siviglia" kam als Produktion der Metropolitan Opera vom Hudson an die Oos und ging in originaler Inszenierung und Ausstattung über die Bühne des Festspielhauses - in zwei so gut wie ausverkauften Vorstellungen.

Thomas Hengelbrock garantierte Qualität

Allerdings in neuer musikalischer Aufbereitung und mit einem eigens für Baden-Baden neu zusammengestellten Sängerensemble. Im Graben saß das Balthasar-Neumann-Ensemble, und Thomas Hengelbrock am Pult garantierte exquisite musikalische Qualität. Zum Auftakt der Saison wurde also Oper auf einem Niveau angeboten, wie es hierzulande nur ganz selten anzutreffen ist. An der Met hält man nicht viel vom Regietheater, da wird die herkömmliche Ästhetik gepflegt. So lief auch das Geschehen in Bartlett Shers spritziger Inszenierung wie in einem guten Historienfilm ab, ohne Unterbrechungen durch geschickte Verwandlungen der Szene.

Das ergab stets stimmige, optisch reizvolle Tableaus. Die Rosina der Anna Bonitatius - welch eine Mezzostimme, welch graziöse Phrasierungskunst! Prächtig in Gesang und Spiel auch der Figaro von Franco Vassallo oder Maurizio Muraro als tollpatschiger Doktor Bartolo. Der dem Kölner Publikum noch wohlbekannte Reinhard Dorn hat sich zu einem schwarzen Prachtbass entwickelt. Seine Verleumdungsarie war ein Kabinettstück. Einziger Schwachpunkt im Sängerensemble war der Tenor Lawrence Browblee als Graf Almaviva. Grandios das Orchester. Hengelbrock servierte einen Rossini „al dente": mit Biss und allen Finessen. So dargeboten, riss einen diese Musik förmlich vom Stuhl.

Die zum zehnjährigen Bestehen des Festspielhauses angelaufene Zusammenarbeit mit der New Yorker Met bringt einen vielversprechenden neuen Tupfer in das vielseitige Programm im größten Opernhaus Deutschlands (2500 Plätze). Im Januar gibt es einen „Rosenkavalier" mit prominenter Sängerbesetzung. Auch die Netrebko und Villazon werden wieder in Baden-Baden erwartet. Das Festspielhaus steht auf einer soliden wirtschaftlichen Basis, ist also nicht auf Zuschüsse der öffentlichen Hand angewiesen.

Bei einer fast 90-prozentigen Auslastung stimmt die Bilanz. Bisher hat dieses Modell noch keine Nachahmer gefunden. Bonn könnte einer sein. Auch das dort geplante Festspielhaus wird ja nicht durch das Beethoven-Fest und sporadische Konzerte ausgelastet. Um ein attraktives Programm in diesem Haus anbieten zu können, sollte es operntauglich gebaut werden (also mit Bühnenhaus). Dann bestünde die Aussicht, dass ein Barbier oder ein Rigoletto vom Hudson oder von der Neva nach Bonn käme. Es darf auch, weil St. Petersburg angesprochen wurde, ein Eugen Onegin sein.

 

THE MUSICAL CRITICISM
Baden-Baden, 7 October 2008

Rossini: Il barbiere di Siviglia
Baden-Baden Festspielhaus (production from The Metropolitan Opera, New York)

By Francis Shelton

Il barbiere di Siviglia in Baden-Baden/The MetIt was an odd coincidence that the 21st anniversary revival of Jonathan Miller's legendary production of The Barber of Seville , was presented in the ENO, virtually on the same day as Il barbiere di Siviglia, produced by a leading US director, arrived in Baden-Baden.

There are worlds between these two concepts. Jonathan Miller, ferreting between the staves of a score of an opera, with his unique understanding of human nature, can find depth, subtle meanings, political and social associations, and bring them to the surface, far beyond what may have motivated the composers themselves.

Bartlett Sher, fresh from having won the 2008 Tony Award for his rapturously received production of South Pacific at Lincoln Center, with many dozens of important theatre productions under his belt - he was the first American director whose Cymbeline was taken over by the RSC - has felt increasingly drawn into the world of musicals and opera. This year he directed Gounod's Romeo et Juliette at the Salzburg Festival.

His production of Barbiere at the Metropolitan, in 2006, with a superb cast and the debut of Elina Garanca as Rosina, burst the walls of the traditionally claustrophobic presentation of this opera, and turned it into a spectacle fit for the giant stage of the Metropolitan, yet introducing many new versions of the stage business that has grown in almost 200 years, like barnacles on the hulk of a sunken boat.

By having a passarella built for the performance, Sher revived a feature of Italian theatre architecture. The passarella is a catwalk, extending from both ends of the stage over the orchestra pit and arching over the auditorium, allowing the action taken forward into an intimate closeness with the audience. A passarella was always the crowning finale of that very old Italian artform, the rivista, a lighthearted and often sleazy musical

farrago, when the stars and the chorus girls paraded up and down the passarella allowing patrons sitting in more expensive stalls a privileged view of what was hidden to the average theatregoer. I myself experienced the magic of the passarella in war-torn Italy, where in the wake of destruction the many rivista companies brought the first signs of life starting again.

Il barbiere di Siviliga in Baden-Baden/The MetEverything in that production was aimed at using the acres of stage space. There were no house facades, no interiors, no painted backcloths. The empty stage was dominated by a group of identically painted doorframes, having their own life, silently slid about by costumed stagehands, and often even by the singers themselves, to

define the acting area. When lined side by side, they were the wall of Bartolo's house, when ranged in a semicircle, they were the inside of his house, and in a scene the doorframes were moved wildly around to

represent a stormy nightmare, where in a traditional production the stage is empty and for a few miraculous minutes one can only hear the patter of rain growing into a domestic storm - an early indication of Rossini's powers of turning visions of nature into music, reminding one of the Pastoral Symphony. All entries and exits were made through these doors, closing sometimes with a bang, and such is the power of theatrical illusion that one was no longer aware of the wide empty spaces between the doors.

Parallel with the spectacle, and moving unusually large numbers all over the stage - there were over 250 costumes made for this production, making up for the lack of a conventionally furnished stage - there was a full orchestra in the Metropolitan pit. There is no scenery, and apart from an armchair, two chairs, a settee for Rosina coquettishly to languish on, a cembalo and a desk to write her love letter on, there are only rollerskating orange trees on the otherwise empty stage. One of them is so prepared that in one of the many chase scenes, it collapses and buries Ambrogio. I was told that when Sher arrived in Baden-Baden to revive his production, he was dismayed and upset to discover that instead of a full orchestra in the pit, there was Thomas Hengelbrock, a leading expert researcher of baroque music and founder of the Balthasar Neumann Chorus and Orchestra, who was to demonstrate how Barbiere must have sounded and performed in Rossini's lifetime.

It was mutual respect for each other's conspicuous talents that these two contrasting views could be reconciled in weeks of hard work, into a sparkling and altogether delightful performance.

The extraordinary stage construction of the Festspielhaus allows by a unique hydraulic machinery to raise or sink deep the entire orchestra pit, so that a passarella could be built between the pit and the stalls. Hengelbrock, with obsessional thoroughness, went so far as to make the string players perform standing up. He felt that eye contact between his players and the singers would contribute to what he believes was one of the distinguishing features of contemporary performances. The instruments used are either genuine baroque specimens, or faithfully reconstructed. The solo cellist plays without a pin, holding the instrument between her knees. I looked at some of the wind and brass instruments and was amazed to find that there were virtually no metal keys, no ventils on any of them, and when I asked how they manage to play the intricate and sprightly passages so vital in Rossini's scores, without the metallic, glossy superstructure of modern instruments, they answered: endless hard work. The trombone, with a tiny bell, looked as if it had been put together from a few slim pieces of yellowish tubes. The same applied to the horns, and yet what a wealth of beauty was composed for these primitive instruments.

Il barbiere di Siviliga in Baden-Baden/The MetHengelbrock believes that the volume produced in the pit being as much as 50% less than that by the now conventional manning, and the greater individuality demanded from the players who have to produce sounds unaided by the technological advances in instrument bulding, will re-establish the balance and co-operation between stage and pit and also allows the singers not having to strain to be heard over the inflated volume from the pit. The new critical edition of the score used, without any cuts, is not yet in print, and this performance is also used to clear any misprints. The final version will be published by Ricordi next year.

One of the greatest interpreters of Bach, Dinu Lipatti, refused to play on clavichords, cembalos or even Hammerklaviers. Shortly before his untimely death he wrote in an article that to use these instruments is like dressing an adult in a child's sailorsuit. He wanted to reproduce the spirit of the compositions, and he felt that in this effort he was aided by modern developments in instrument building.

The recent debate about the use of vibrato in playing string instruments, engendered by Sir Roger Norrington's insistence that his string players follow what is supposed to be the way string players used their fingers in the early days of orchestral practice, still goes on.

On the strength of having attended within four days three performances of Barbiere, I welcomed the wonderful balance between stage and pit. If I had not known that ancient instruments were used, I would have been impressed by a delicacy of phrasing, a striking individuality in the sounds produced by solos by the winds, and with the mellow yet firm bass the brass and only two double basses provided, and would have praised a conductor who tamed his orchestra so that the singers felt free to be themselves.

Bartlett Sher brought with him his Almaviva (Lawrence Brownlee), Figaro (Franco Vassallo), Doctor Bartolo (Maurizio Muraro) and six actors playing admirers and customers of Figaro. Rosina was sung by Anna Bonitatibus and Don Basilio by Reinhard Dorn. Ambrogio, the somnolescent servant, was acted by Rob Besserer, an experienced dancer and choreographer. He managed to be on the stage virtually all the time and even if he was not part of the action, he just dozed away in an armchair, whilst having firmly established a character, somehow making himself an integral part of the stage business.

Il barbiere di Siviliga in Baden-Baden/The MetI was not persuaded by the casting of the other smaller roles. While all singing their roles adequately, they seemed to lack the rich possibilities that even in the smallest roles a comic talent can contribute. Berta, supposed to be a cantankerous old maid, was played by a young singer, probably having already successfully sung Micaela in Carmen, while desperately trying to act like a cantankerous old maid. The interplay with Ambrogio could have given many opportunities to little, engaging comic touches. Her aria, where she gives up pretending to be an old maid, lost entirely its significance in the scheme Rossini so well inserted in the character of that grim household.

The ufficale - also singing the few bars allowed to Fiorello in the first scene - failed completely to capture the scene, when pompously trying to arrest Almaviva, and collapsing in humble obsequiousness when realising that it is a Count he tried to arrest. I remembered some marvellous , blockheaded Police officers in the last act of Rosenkavalier, who at the first whiff of the Marschallin in their noses, become like putty in her hands.

During the overture, immediately delighting me with its fluffy elegance, the curtain rises, and Ambrogio, the incompetent dotard, still retained as a servant in the house, discovers Dr Bartolo snoring in an armchair under a white cover, and wakes him. In the process, he has his first, very artistic pratfall, to be followed by many more in the course of the evening. The stage is still empty, but for the doorframes, which start to slide about, making a bewildered Bartolo try to keep his balance. I would have been happier if the overture had not been interrupted, but Mr Sher must have known best.

The doorframes line up to present the outside of Bartolo's house and Almaviva arrives with a large grou of musicians. There is already a lot of business going on the stage - one musician stumbles, another drops a box. They are joined by onlookers - anything to cover the vast areas of an empty stage with action. Lawrence Brownlee as Almaviva impressed me from the first sound he sang. He is personable, acts confidently and has a voice that seems to fit his personality. It is a voice without sharp edges, with a slightly baritonal perfume in the lower positions, and reaching into the very highest register without that steely comptence some acrobatic

tenors produce. His bel canto is heartwarming and he masters easily and correctly the dangerous fioriture that virtually all his arias contain. He had to be on the stage almost permanently and he never lagged either in energy or sincere passion . I was not suprised to hear that he recently sang Tonio in La Fille du regiment for the second time in Hamburg, a role which has become almost the exclusive trademark of Florez with its repeated shattering high Cs, and which few tenors dare to take on.

Figaro's entrance was solved in a novel and ingenious way. A large cart, which when its sides are opened displays Figaro's mobile barbershop, is dragged on the stage by a group of six girls and a young man in various stages of inebriation. Figaro lounges on the top of the cart, dallying with another groupie drinking wine and behaving in a very unbecoming manner - even for a square in Seville. Franco Vassallo, a dramatic baritone who has already sung all the major roles in virtually all the great opera houses, is only in his late thirties. He is athletic, mobile, cheerful, well built and has an infectious grin. Bartlett Sher managed to get away from the conventional, and by now rather motheaten Factotum aria. He can really address Donnine and Cavaliere, because the group around him loudly demands attention. Two girls standing behind him somewhat indecently grope around his trousers, others scream for an appointment or want to have their hair done. It is all great fun and Vassallo has a powerful and beautiful voice to end his aria on the longest and loudest applause-getter I can remember.

Il barbiere di Siviliga in Baden-Baden/The MetAfter the second serenade, when Figaro suggests that Almaviva enters the House of Bartolo disguised as a drunken soldier, the six doors open and the group of Figaro's groupies come forward to take measurement of Almaviva for a uniform. This, of course, gives an opportunity for two girls to take his inside leg measurements as well, with the appropriate meaningfully conspiratorial glances between them. From my seat, very near the stage, I may have seen more than the rest of an audience of 2500 and I mused for a few moments on how many microscopic details a conscientious director must amass until a production finds its final shape.

The entrance of Don Basilio used to give many famous bass singers an opportunity to steal the show. Chaliapin established this figure as the Don Basilio par excellence. His towering, haggard frame, his powerful profile, the semi-clerical garb, and the almost three-feet-long hat, worn from back to forward, and not, like in this production, sideways, created a threatening, ominous and overpoweringly evil figure. His majestic bass matched his appearance. His Don Basilio created the template ever since for this role.

The entrance of Don Basilio in this production seems to have not been given the potential I expected from such an ingenious and brilliant man of the theatre as Sher. Reinhard Dorn is a much admired and very busy bass, ranging over the entire bass repertoire, but his Don Basilio, while admirably sung, lacks the vitriolic nastiness of the template Basilio. He is just too nice a person, and his entrance is not used by Sher to make the impact I was looking forward to. In the Calumnia scene the passarella is used to introduce unusual freedom of interplay between the guile of Basilio and the inept Bartolo, who is being dragooned around the stage and on to the passarella, to stand in the very middle of the audience.

Maurizio Muraro as Doctor Bartolo is not the old and doddering foil of Figaro's guile. He is, through a well-used and powerful voice, establishing himself as a not totally unikely suitor for Rosina's hand. There are one or two scenes, in which he even tries to lay amorous hands on Rosina, and succeeds in making her sitting on his lap before she escapes his unwelcome efforts. His acting throughout is comic, but not selfdegradingly ridiculous. The occasions when he is allowed to sing a more coherent section of the part, instead of just having to carry forward the action, show that he is at home in virtually all the major bass-bariton roles in the leading houses all over Europe. His technique and clarity in the many rapid tongtwisting scenes was very impressive. His exchanges with Lindoro were genuinely funny and I had a feeling that a lot of the delicate interplay between them was not necessarily all Mr Sher's work. It is one of the advantages of the passarella that the person behind the costume, the make-up, the role, is brought so near that one can feel the heart of the singer beating, as it were. This physical closeness helped me to feel the atmosphere pervading the performance.

Anna Bonitatibus was a youthful and quirky Rosina. That she mastered the difficulties of the role could be taken for granted. She is also at home in virtually all the major roles and at many major opera houses and Festivals.

She is poised and elegant - altogether the costumes in this production, all 250 of them, are colourful, albeit playing too much on variations of an autumnal brown. Seville sunshine is only reflected in some attractive slouch hats that dominate the many crowd scenes.

She has no underlit phases in her mezzo, which easily rings up to the highest level. There is no shrill overvibrato in exposed points and climaxes. In her encounters with Bartolo, she even resorts to attempting to stab him with the very pen with which Bartolo wants to prove that she wrote secret love letters.

The scenes between her and Almaviva followed the usual established pattern. There are only that many variations of trying to delude a Bartolo, waking up always at the wrong moment. She is coquettish enough to show some slight inclination to respond to Figaro's underhand efforts to grope a bit here and there, and when

Figaro leaves the scene, she even gives him a suden little kiss. Perhaps it was only a sponteneous reaction, and not ordered by Mr. Sher.

The singing lesson scene used to be in old, less disciplined days, a platform to display the acrobatics of the reigning coloratura diva. I heard the then Diva Assoluta, Galli Curci, singing , accompanied on the piano on the stage- for a good halfhour one coloratura bravura aria after the other, while the rest of the cast had to stand around. The tempesta used to be in my recollection always played while the stage was empty, and one could pause and muse on the skill of Rossini to stop all the excitement for a moment and insert one of his casual masterpieces, even when it has nothing to do with the action. In Sher's production, all hell breaks loose. The backdrop is altered into a dark, clouded surface, on which to project flickering lightning effects, the windmachine works at a high pitch, on the dark stage dozens of extras rush about madly sliding around all those doorframes, lots of orange trees in sliding pots are hurled around the stage, objects fly about in the air, while Rosina stands petrified in a corner, with a spotlight on her. All this must have been effective stagecraft, although I still fail to realize why so much energy and rehearsaltime must have been spent on the scene, lasting no longer than three minutes, nor can I fathom out what this feverish activity was meant to imply. The first act ends, somewhat incongrously, by the backdrop slowly lifting and displaying a blindingly radiant white surface occupying the entire backwall, against which the action in the front of the stage appears like an oriental cutout show.

For some reason Ambrogio, never off the stage, now stands next to a trolley of fruit on the empty stage and handles large melons, while suddenly, he observes in a panic, that from high above the stage a giant anvil is slowly let down suspended on ropes and chains. He desperately tries to warn the others still at the front of the stage, but the anvil crashes down, upsets the trolley with the melons and Ambrogio throws his umpteenth, very persuasive pratfall.

Il barbiere di Siviliga in Baden-Baden/The MetThe last act moved along briskly on the well trodden path. Brownlee's two final arias were placing him at the head of my private classification for merit. There was not a trace of tiredness or sign of being short of breath after three hours on the stage. There are moments, when one feels that a packed house is almost manifestly grateful for an emotionally moving experience, and he stood virtually at the centre of it, because the passarella allowed him to isolate himself from the crowd on the stage behind him.

At the end, the entire cast - and there may have been as many as a 100 singers, choristers and extras - could gather upstage and parade along the passarella and enjoy the affection of the audience. At the very end, Figaro, left alone on the passarella to face the audience, rather charmingly, distributed his business cards to the patrons sitting near him.

To sum up, a Barbiere never with a dull moment, mostly beautifully sung, always beautifully played in the pit, and as if Siegmund Freud had never existed.

 

ResMusica
07/10/2008

[Scène] Lyrique
[Baden-Baden] Le Barbier de Séville
Le Met en Forêt-Noire

par Michel Thomé

Rossini est le bienvenu en Forêt-Noire. Le festival de Bad-Wildbad explore le répertoire du Maître de Pesaro tous les étés depuis deux décennies. Et voici que, à moins de vingt kilomètres à vol d’oiseau, le festival d’automne de Baden-Baden programme son plus grand succès, le Barbier de Séville, avec le soin et le luxe coutumiers de ce théâtre.

Le luxe, c’est d’avoir importé la production du Metropolitan Opera, créée en novembre 2006, qui constitue une sorte de quintessence des qualités de l’opéra new-yorkais : d’abord un profond respect de l’œuvre et de la tradition (au sens noble du mot), sans volonté d’actualisation ou relecture intempestives, ensuite un évident amour du travail bien fait, visant une certaine perfection formelle. Michael Yeargan a ainsi construit des décors d’un goût parfait, faits de hautes portes de chêne blond et d’orangers en pots, dont la mobilité constante délimite les espaces et participe à l’agitation scénique (scène de l’orage par exemple). Catherine Zuber a, de même, dessiné des costumes somptueux d’époque XVIIIe siècle : perruques poudrées, chaussures à boucles et livrées soyeuses. Et cependant rien d’ennuyeux ou de convenu dans ce spectacle au prime abord si classique, grâce à la mise en scène soignée et inventive de Bartlett Sher. La direction d’acteurs très travaillée a su faire de chaque protagoniste un comédien authentique et drôle. Les gags font mouche sans excès ni vulgarité ; mention spéciale à l’hilarant Rob Besserer dans le rôle muet du domestique Ambrogio à qui arrivent tous les malheurs du monde. Enfin, Bartlett Sher utilise un praticable en avant de l’orchestre pour rapprocher les chanteurs du public aux moments-clés de l’œuvre.

Le soin, c’est celui apporté à la distribution, d’une grande qualité mais sans faire appel, cette fois, aux méga stars du monde lyrique. Faut-il y chercher l’explication d’un remplissage incomplet de l’immense salle du Festspielhaus ? Les absents, en tout cas, auront eu tort. Car en Rosine, la belle Anna Bonitatibus est tout simplement idéale : voix riche et profonde, registre grave exceptionnellement timbré, technique à toute épreuve et d’une aisance confondante, capacités de comédienne de haut niveau. Avec elle, la leçon de chant du second acte en devient réellement une, alternant dans un sourire trilles, messe di voce, vocalises liées ou staccato. Moins à l’aise dans l’extrême aigu, elle propose des variations originales et pleinement enthousiasmantes. Le Figaro virevoltant de Franco Vassallo est tout aussi excellent, débordant d’énergie scénique et vocale ; les aigus puissants et longuement tenus de son air d’entrée " Largo al factotum " impressionnent, ses dons d’acteur finissent de conquérir le public. Précédé d’une flatteuse réputation, Lawrence Brownlee déçoit quelque peu en Comte Almaviva. Vocalement pourtant, les moyens sont considérables ; le timbre corsé, sans nasalité aucune, la richesse des registres medium et graves – tout le contraire d’un tenorino – offrent à Almaviva une virilité qui n’est pas si fréquente. La technique est de haute école et sûre, lui autorisant un " Cessa di più resistere " d’une perfection d’exécution proche de l’idéal. Mais que l’acteur est apparu emprunté ! Quant au chanteur, qui donnait avec facilité récemment à Seattle le contre-fa de Arturo dans I Puritani, il s’est montré ce soir plutôt avare de suraigus, ne faisant que ceux que lui imposait la partition. Maurizio Muraro campe un Docteur Bartholo très drôle et plutôt bien chantant, en dépit de quelques nasalités de l’émission et d’un assourdissement des aigus. En Basilio, Reinhard Dorn offre des mimiques inénarrables mais une voix usée à l’aigu laborieux.

Il ne manquait plus qu’une direction parfaitement enlevée pour faire de ce Barbier une totale réussite. Thomas Hengelbrock, à la tête d’un Balthasar Neumann Ensemble et Chœur sans reproche, y parvient pleinement. La clarté d’articulation et la variété de timbres, que permet l’usage d’instruments d’époque, convient idéalement à la vivacité et à la richesse du discours rossinien. L’énergie et la précision de la direction, les accélérations de tempo compensent largement la palette dynamique plus limitée de l’orchestre et apportent un soutien efficace et attentif aux chanteurs.

En dépit des frimas et de la pluie d’un automne précoce, Rossini et son Barbier sont venus apporter le soleil et le sourire en terre badoise, dans une réalisation classique mais impeccable. Voilà certainement " un Barbiere di qualità "!


Crédit photographique : Franco Vassallo (Figaro) & Maurizio Muraro (Bartolo) © Andrea Kremper

Baden-Baden, Festspielhaus. 03-X-2008. Gioachino Rossini (1792-1868) : Il Barbiere di Siviglia, comédie en deux actes sur un livret de Cesare Sterbini. Mise en scène : Bartlett Sher. Décors : Michael Yeargan. Costumes : Catherine Zuber. Lumières : Christopher Akerlind. Avec : Anna Bonitatibus, Rosina ; Lawrence Brownlee, Il Conte Almaviva ; Franco Vassallo, Figaro ; Maurizio Muraro, Dottore Bartolo ; Reinhard Dorn, Basilio ; Manuela Bisceglie, Berta ; Roman Grübner, Fiorello / l’Officier ; Rob Besserer, Ambrogio. Alessandro Pianu, piano-forte. Balthasar Neumann Chor (chef de chœur : Walter Zeh), Balthasar Neumann Ensemble, direction : Thomas Hengelbrock.

 

Il giornale della musica
4 ottobre 2008

LA FORZA DI ROSSINI, COSÌ COM'È
Grande successo del Rossini a cura di Thomas Hengelbrock al Festspielhaus di Baden-Baden

In controtendenza rispetto a mode e modi imperanti nei teatri tedeschi, da dieci anni il Festspielhaus di Baden-Baden compone le sue stagioni su una formula fatta di grandi nomi e coproduzioni prestigiose, spesso con proposte stimolanti e innovative sul piano musicale. Era sicuramente il caso di questo "Barbiere" che combinava uno spettacolo di impianto tradizionale importato dalla Metropolitan Opera con un direttore e un compagine musicale, Hengelbrock e Balthasar Neumann Ensemble, noti soprattutto nel barocco. Non nuovo alle incursioni nel melodramma ottocentesco, Hengelbrock e i suoi musicisti, già dalla sinfonia – suono leggero ma non anemico, dinamiche irresistibili e trionfo del colore strumentale – smentivano chi si fosse aspettato un'esecuzione senza personalità. Al contrario, Hengelbrock ripuliva il Rossini più tradizionale da certe cattive abitudini accumulate nel tempo per esaltarne la straordinaria forza teatrale delle sue invenzioni strumentali con la sua lettura attentissima al dettaglio e alle dinamiche e dal respiro molto teatrale. La compagnia di canto di alto livello lo ha seguito, evitando qualsiasi scivolamento nella farsa e contribuendo al successo con il rigore di uno stile vocale impeccabile. Primeggia Brownlee per l'Almaviva brillante e di incessante inventiva che trionfa nel "Cessa di più resistere". Gli tiene testa Anna Bonitatibus una Rosina ch ha la classe delle grandi eroine del Rossini serio. Ottimi anche il temperamentoso Figaro di Vassallo, il misurato Bartolo di Muraro e il Basilio di Dorn, vero talento comico. La regia si apprezzava per ritmo e fluidità nella scarna scena dai colori mediterranei fatta di porte mobili e piante di arancio. Grande successo a riprova che a Rossini non serve nulla che già non sia nella sua geniale musica.

Stefano Nardelli